Schauspieler*innen: Michael Jackson, Orianthi, Kenny Ortega, Dorian Holley
Kinostart D: (FSK 6)
Kinostart US: (FSK PG)
Originaltitel: This Is It
Laufzeit: 1:47 Stunden
Filmkritik zu Michael Jackson’s This Is It
Der Trailer zum Film über den King of Pop und seine Vorbereitungen für die Tournee zeigte viele Szenen von backstage, sodass der Eindruck erschien, als ob der Film weniger die Konzertseite betrachten würde.
Was sollte ich mich täuschen.
Die wenigen Szenen von backstage waren über den gesamten Film beinahe alle musikfreien Szenen, den Rest der 111 Minuten sieht man Jackson in Aktion. Ein buntes Potpourri seiner großen Klassiker werden -im Rahmen von eigentlich dafür ausgelegten Probeaufnahmen- recht gut auf die Leinwand geworfen. Sei es „Smooth Criminal“, „Beat it“ oder „Earth Song“, „They don’t care about us“, „Jam“ oder natürlich „Thriller“, „Billie Jean“, „Man in the Mirror“ oder „Black or white“: Bei allen Songs sieht man Jackson ungewohnt agil über die Bühne fegen und man selbst kann bei gutem Surroundsound noch einmal zu Jacksons großen Hits feiern.
Natürlich muss man im Hinterkopf haben, dass die Aufnahmen eigentlich nie für die Öffentlichkeit bestimmt waren und nur von den Proben im Staples Center stammen. Das Bühnenbild ist nicht aufgebaut, überall sieht man Techniker und Tänzer im Hintergrund wuseln und der Frontsänger neben Jackson kann auch mal mit Schweißflecken seine Show durchziehen. Dafür sind die Aufnahmen aber gut gelungen.
In der Summe ist dies wohl ein Film, der Jackson-Fans, aber auch Michael Jackson selbst gut gefällt: Man sieht den King of Pop beweglich agil, jederzeit freundlich und doch hoch perfektionistisch. Auch der jackson-typischen Sanftheit mit „God bless you“ und „I love you“ und einem viel zu übermäßigem Pathos zum Umweltschutz wurde ausreichend Zeit eingeräumt.
Der Film ist eine adäquate Umsetzung einer Bühnenshow, die man nie sehen wird, und ein angemessenes Denkmal an Jackson, den man -wie jeden Toten- mit guten Bildern im Gedächtnis behalten möchte.
Auch nach seinem Tod ist Michael Jackson noch für eine Überraschung gut – zumindest bei mir. Eigentlich habe ich den Film nur gesehen, weil er mir die Wartezeit auf einen anderen Kinobesuch verkürzen sollte. Dass daraus dann der beste Film des Tages werden sollte, war nicht geplant.
Ohne es wirklich darauf anzulegen, schafft es der Film, Michael Jackson auf den Thron zu heben, auf den er nun mal gehört: der Thron des King Of Pop. Dafür bedarf es keiner pathetischen Lobhudelein oder Bildern von euphorischen Fan-Massen. „This Is It“ konzentriert sich vielmehr auf Michael Jackson und auf das, was ihn so berühmt gemacht hat: sein Talent. Zwölf Lieder seiner Comeback-Show werden live in voller Länge gezeigt, immer wieder unterbrochen von Backstage-Material, das die Umsetzung des jeweiligen Liedes bebildert. Während bei „Smooth Criminal“ das aufwändige Bühnenbild im Detail gezeigt wird, stehen bei den Arbeiten zu „Thriller“ die Kostüme der „Tanz-Zombies“ im Vordergrund. Und gerade in diesen Backstage-Szenen werden einige Facetten des King Of Pop gezeigt, die man ihm (zumindest ich nicht) kaum zugetraut hätte.
Da wäre zum einen die Leidenschaft für die Musik. Schnell wird klar, dass Jackson auch mit über 50 Jahren noch ein absoluter Perfektionist war. Mit eindringlichen Anweisungen an seine Bühnenmusiker sorgt er dafür, dass die Lieder auf der Bühne genauso klingen sollen wie in seinem Kopf. Ein Mann mit einer Mission. Am beeindruckendsten war für mich eine Szene, in der Jacko ein Filmset besucht, an dem per Computer eine tanzende tausendköpfige Armee gedreht wurde. Ist Jackson doch sonst in den Medien häufig eine Lichtgestalt gewesen, die sich fast mit der Anmut eines Engels bewegt, sieht man ihn hier komplett ausgewechselt: auffallend locker kommt der schlaksige Sänger ins Studio und gleicht in seinen Bewegungen mehr einem Slash als einem Himmelsboten. Die Haare ein wenig zerzaust und sogar ein kleiner Dreitagebart ist zu erahnen. Jackson wirkt wie ein Mensch und passt in diesem Moment so gar nicht zu dem Image aus Sauerstoffzelt, Mundschutz und Bubbles, das ihm die Medien in den letzten Jahrzehnten aufgedrückt haben.
Doch hauptsächlich besteht der Film aus dem Bühnenprogramm und kann auch hier voll überzeugen. Man muss sich nur mal klar machen, mit wem Jacko auf der Bühne steht. Hinter ihm tanzen einige der weltbesten Tänzer, die noch nicht mal geboren waren als Jacko die ersten zehn Jahre seiner Karriere hinter sich hatte! Und dass Jackson sich mit 51 Jahren noch so agil über die Bühne bewegt will auch nicht so ganz zusammenpassen mit dem Bild des „schmerzmittelabhängigen Drogenwracks“, als das er nach seinem Tod immer wieder bezeichnet wurde.
Auch wenn ich nie ein wirklich großer Jackson-Fan war und meine heimische Discografie nur mit der Single „Bad“ aufwarten kann: Jacko war Teil meiner Kindheit und Jugend. Jacko hatte seinen Zenit in den Momenten, in denen ich anfing mich für Musik zu interessieren. Und so sind „Thriller“ und „Billie Jean“ für mich auch Begleiter meiner unbeschwerten Schulzeit, ohne dass ich sie an speziellen Ereignissen festmachen könnte. Bei „Beat It“ war es im Kino um mich geschehen: Tränen kamen an die Oberfläche. Tränen darüber, dass eines der ganz großen Idole von uns gegangen ist. Tränen darüber, dass ein Mensch gestorben ist, der Millionen mit seiner Musik inspiriert hat, der Vorbild geworden ist für eine ganze Generation.
Und so ist denn auch mein absoluter Schlüsselmoment des Films ein Ausschnitt von Jacksons Pressekonferenz zu den geplanten Konzerten. Dort stand er an einem roten Podest, auf dessen Vorderseite die Worte „King Of Pop“ geschrieben waren. Und da wurde mir klar: ja, es stimmt. Michael Jackson war der King Of Pop. Dieser Titel ist kein Marketing-Gag, sondern eine ebenso zutreffende Bezeichnung wie „President of the United States Of America” am Podest von Barack Obama. Michael Jackson war der King Of Pop – Fakt!