Drehbuch: Nicholas Stoller, Jason Segel
Schauspieler*innen: Jonah Hill, Russell Brand, Rose Byrne, Elisabeth Moss
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: Get Him to the Greek
Laufzeit: 1:49 Stunden
Filmkritik zu Männertrip
Nein, „Männertrip“ ist kein zweites „Hangover“, das muss mal klar betonen. Aber der Film hat seine ganz eigene Stärke, nämlich Russell Brand! Er ist der menschgewordene (Alb-)Traum eines extrovertierten, abgedrehten Rockstars. Seine Posen sind anbetungswürdig glaubhaft.
Die ganze Hintergrundgeschichte, die um Aldous Snow gestrickt wurde, ist abgefahren gut: Interviews, Plattencover, Videodreh, Paparazzi-Schnappschüsse zeigen uns sofort, was für ein kaputter Typ er eigentlich ist. Großes Kino sind übrigens die Cameos von Pink, Christina Aguilera, Pharrell uvm.
Dazu als krasser Gegensatz die Figur des Aaron Green. Dick, unscheinbar, in einer anstrengenden Beziehung gefangen, ein kleiner Angestellter in der Plattenfirma. Und –boooom! – hinein katapultiert in die bizarre Welt eines Rockstarts. Sex, Drugs und Rock `n´ Roll bringen ihn an den Rand des Aushaltbaren. Daraus resultieren viele schräge Situationen. Manche Gags sind etwas arg „pupskomödig“ und überstrapaziert, bei anderen Szenen bin ich beinahe lachend aus dem Sitz gefallen (Stichwort: Fellwand!).
Trotz dieser gegensätzlichen Charaktere scheint sich eine kleine, feine Freundschaft zwischen Aldous und Aaron zu entwickeln. Allerdings machen es die Randbedingungen des Showbiz, sowie die bipolare Persönlichkeit Aldous` nicht gerade einfacher für alle Beteiligten. So gibt es dann doch noch ein paar ruhigere Töne. Da lässt sich drüber streiten, ob man ernste Lebensinhaltsgrüblereien in einem Film wie „Männertrip“ mögen muss?!
Russell Brand rockt!
Aaron ist ein kleines Licht in einer Plattenfirma in Existenznöten. Um mit einem großen Wurf wieder Geld in die Kasse zu spülen, schlägt er vor, den gefallenen Rockstar Aldous Snow zu einem Jubiläumskonzert von London nach Los Angeles zu bringen. Snow, der die Jahre nach einem gigantisch gefloppten Album großteils mit Alkohol- und Drogenkonsum verbracht hat, ist aber alles andere als ein pflegeleichter VIP. Statt direkt nach LA zu fliegen gerät Aaron mit Aldous von einer Party in die nächste.
Wenn ein Film mit dem Claim beworben wird „Die lustigste Komödie seit ‚The Hangover’“, dann muss er sich auch an dem großen Vorbild messen lassen. Im Vergleich hängt das Las-Vegas-Abenteuer aus dem Vorjahr den Neuling aber meilenweit ab. Während „Hangover“ viele neue Ideen in eine verrückte aber nachvollziehbare Handlung einbettet, ruht sich „Männertrip“ auf zu vielen Gags aus, die man hier und dort schon einmal gesehen hat. Zwar hat auch „Männertrip“ in seinen besten Momenten eine tolle Dynamik, aber leider reißt vor allem die Nebenhandlung – Aarons problembehaftete Beziehung zu seiner Freundin – sowohl Spaß als auch Tempo wieder auf den traurigen Boden der Tatsachen zurück.
Mir fehlte in der Geschichte um einen weltweit bekannten Rockstar der Glamour. Zwar gab es ein paar wirklich tolle und viel zu kurze Cameos von echten Künstlern (u.a. Pink, Christina Aguilera, Metallica-Drummer Lars Ulrich); wenn Aldous Snow beim Einchecken am Flughafen dann jedoch von niemandem erkannt, später in LA aber von Menschenmassen umjubelt wird, zeigt die Story ihre Konsistenz-Schwächen. Dabei wurde mit Russell Brand wirklich ein hervorragender Darsteller ausgewählt, dem man das Rockstar-Gehabe wirklich in jeder Sekunde abnimmt. So gesehen läuft seine Rolle in der Kategorie „Perlen vor die Säue“.
„Männertrip“ ist kein wirklich schlechter Film; wer keine Angst vor Fäkalhumor und Alkohol-Witzchen hat, kann hier ein ums andere Mal herzlich lachen. Die hohen Erwartungen eines zweiten „Hangover“ werden allerdings zu keinem Zeitpunkt wirklich erfüllt (nein, nicht mal bei pelzigen Wänden). Für einen flachwitzigen und unterhaltsamen DVD-Abend sicherlich eine gute Wahl, ins Kino braucht es einen aber nicht zu ziehen.