Drehbuch: Austin Bunn, Austin Bunn, John Krokidas
Schauspieler*innen: Daniel Radcliffe, Dane DeHaan, Michael C. Hall, Jack Huston
Kinostart D:
Kinostart US: (FSK NR)
Originaltitel: Kill Your Darlings
Laufzeit: 1:44 Stunden
Filmkritik zu Kill Your Darlings – Junge Wilde
Der Film zeigt drei große Autoren, bevor sie ihr erstes Werk geschrieben haben. Er zeigt Sehnsüchte, Leben und lässt erahnen, woher der Drang kommt zum Schreiben. Kerouac stellt die These auf, dass Kreativität aus Schmerz kommt – und hat er recht, so hat man nach diesem Film keinen Zweifel daran, warum die drei erfolgreich geworden sind. Es ist eines dieser Kunstwerke, die vor allem ein Lebensgefühl beschreiben, obwohl die Geschichte, die erzählt wird, Züge eines echten Thrillers hat. Es geht auch um Scheitern, darum warum es einer der vier Mitglieder der Clique eben nicht schafft, eine große Karriere zu starten. Verantwortung, Homosexualität und Autorität sind weitere Themen die angeschnitten, beleuchtet, aber nie zu plakativ thematisiert werden.
Die Schauspieler sind alle durchweg gut. Das gilt auch, wenn nicht sogar ganz besonders für Ginsberg-Darsteller Daniel Radcliffe, der hier zum ersten Mal seit seiner Zeit als Zauberlehrling wieder eine Brille trägt. Dass es ihm trotzdem gelingt, dass man (beinahe) nie an Harry Potter denken muss, ist eine Leistung, die man ganz klar sehen muss. Man kann sich natürlich fragen, inwieweit man die Rollenauswahl eines solchen millionenschweren Superstars noch mutig nennen kann. Man kann es aber vielleicht auch gerade in so einem Fall sagen, wo der Darsteller durchaus einen Ruf zu verlieren hat. Denn diese (wie gesagt, hervorragend gespielte) Rolle, gerade in ihrer Freizügigkeit, ist eine, die das eine oder andere Fangirl, das unvoreingenommen und zufällig in dem Film landet, durchaus irritieren könnte. Auch die anderen Darsteller liefern eine hervorragende Leistung ab, es ist eine Freude zuzugucken.
„Kill your darlings“ ist einer dieser Filme, der ganz viel über das Gefühl macht und daher nur schwer zu greifen oder zu beschreiben ist. Er komponiert teilweise absolut brilliant, vor allem gegen Ende in einem Höhepunkt, den man vielleicht als Stichszenen-Collage bezeichnen kann (wer den Film gesehen hat, wird nun wissen, wovon ich spreche) oder auch bei Allens erstem Ausflug in die Drogen-Szene. Die Filmmusik mag mancher als zu aufdringlich oder plakativ sehen, ich fand sie hier vollkommen angemessen.
Ein Kritikpunkt an dem Film ist allerdings, dass er die Figuren Kerouac und Burroughs nur sehr oberflächlich beleuchtet. Dramaturgisch ist das nachzuvollziehen, aber es scheinen so faszinierende Persönlichkeiten zu sein, dass man gerne noch mehr von ihnen gesehen hätte. Sprunghaft bleibt außerdem die eine oder andere Psychologie. Es ist nicht weiter schlimm, geht es doch primär um eine Emotion die übertragen werden soll. Aber es fällt doch leider auf, zwischendurch.
Insgesamt eine dringende Empfehlung. Falls man ein Kino findet, in dem er tatsächlich läuft.