Filmszene aus Inglourious Basterds

Inglourious Basterds

Regie: Quentin Tarantino, Martin Kitrosser, Carlos Fidel
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Brad Pitt, Mélanie Laurent, Christoph Waltz, Eli Roth

Kinostart D:
Kinostart US:
Originaltitel: Inglourious Basterds
Laufzeit: 2:28 Stunden
Filmposter: Inglourious Basterds

Filmkritik zu Inglourious Basterds

Benutzerbild von andreas
5/ 5 von

Es fällt mir wirklich schwer einen Punkt zu finden, an dem ich meine Lobpreisung anfangen kann. Bereits der Vorspann ist famos und stimmt mit einer schönen Morricone-Filmmusik aus den 70ern auf den Film ein. Die erste wirkliche Szene gehört dann schon Chrisoph Waltz, dem unumstrittenen Star des Films – da muss selbst ein Brad Pitt oder erst recht ein Til Schweiger kürzer treten. Waltz spielt den „Judenjäger“ Hans Landa, der in Frankreich eingesetzt wird, um dort noch versteckte Juden aufzuspüren, wo andere Nazi-Schergen versagt haben. Die erste Viertelstunde ist ein reiner Dialog, richtungsgebend für den Film: wortreich, perfide, grausam, hochspannend.

Meine größte Befürchtung bei der Vorberichterstattung zu „Inglorious Basterds“ war die bei Tarantino-Filmen übliche Dialoglastigkeit. Bei „Death Proof“ hat mich der stundenlange Girl-Talk gelangweilt, und ja, mich hat in „Pulp Fiction“ weder interessiert, dass die Pariser einen Hamburger „Royal mit Käse“ nennen, noch wie eine perfekte Fußmassage auszusehen hat. An den Dialogen störte mich, dass sie die Handlung nicht voranbrachten, sondern eigentlich nur Ausdruck dafür waren, dass Tarantino seine Filme zu einem gewissen Maß auch als „Egofucking“ versteht. Mit „Inglorious Basterds“ scheint der gute alte Quentin dann doch endlich erwachsen geworden zu sein. Denn die Dialoge sind nicht mehr schmückendes Beiwerk, sondern werden zum zentralen Punkt der Handlung. Am Ende ist man gar nicht mal enttäuscht, dass die tarantinoübliche Gewaltorgie erstaunlich klein (wenn auch wie immer sehr brutal) ausgefallen ist. Die Dialoge sind einfach brillant, von vorne bis hinten. Da lasse ich nichts drauf kommen.

Und damit wären wir wieder bei Chrisoph Waltz, der diesen Film beherrscht. Der gebürtige Wiener schafft es in seiner Rolle gleichzeitig kultiviert und höflich aufzutreten und doch allen Hass auf sich zu fokussieren. Dem großartigen Spiel von Waltz ist es auch zu verdanken, dass all die kleinen und großen Geheimnisse, denen er auf die Spur kommt, nicht unrealistisch und unerklärbar wirken. Man nimmt Waltz wirklich ab, dass Landa dieses besonders feine Gespür, eine perfekte Intuition hat, die ihn als „Spürhund“ nach Frankreich geführt hat. Neben ihm verblasst der restliche Cast, der aber durchaus als durch die Bank weg gut besetzt bezeichnet werden kann. Til Schweiger gibt das, was er neben dem „Wenn man sich etwas ganz doll wünscht„-Erzählbären am besten kann: den grummeligen Wortkargen. August Diehl war meiner Meinung nach schauspieltechnisch mit Waltz auf einer Höhe, hatte leider nur zu wenig Zeit, sein Können wirklich zu zeigen. Bis in die kleinsten Nebenrollen kann man Tarantino ein gutes Händchen für die Besetzung attestieren. Nur Diane Kruger wirkt einmal mehr wie gewollt und nicht gekonnt. Für jemanden, der eine berühmte Schauspielerin der 40er mimen soll, war das alles viel zu glanzlos. Einen Vergleich mit der echten Marlene sollte man nicht mal wagen. Da hätte die zuerst angedachte Nastassja Kinski sicherlich mehr geboten.

Auch technisch ist der Film großes Kino: die Ausstattung wirkt absolut authentisch und wesentlich echter als bei manch anderem Kriegsdrama. Gelungene Kameraeinstellungen machen aus dem Film im Zusammenspiel mit einer perfekten Ausleuchtung eine richtig große Nummer. Im Gegensatz zu so manch anderem seiner Filme hat Quentin Tarantino sich doch sehr zurückgenommen und drückt dem Film nicht mehr so penetrant seine Handschrift auf. An einigen Stellen kommt der „alte“ Tarantino dann aber doch noch durch: bei der Einführung von Til Schweigers Charakter Hugo Stiglitz zum Beispiel, kann man sich als Kenner ein Lachen kaum verkneifen – ohne dass der Film ins Lächerliche abdriftet. Nur bei der Namenswahl seiner Charaktere kommt dann doch Tarantinos Lust für Referenzen durch (Hugo Stiglitz, Ed Fenech, Aldo Raine, Wilhelm Wicki (I,II))

Die Story an sich ist trotz verschiedener Handlungsebenen doch sehr übersichtlich. Und auch wenn das Bühnenbild durchaus gut recherchiert erscheint, nimmt sich Tarantino doch einige künstlerische Freiheiten, was das Historische betrifft.

Fazit: kommt selten vor, dass man im Kino sitzt und das Gefühl hat, einen zukünftigen Klassiker gesehen zu haben. „Inglorious Basterds“ ist ganz großes Kino und sicherlich ein Film, der auch bei der dritten Sichtung noch fesseln und Neues bieten kann.

Benutzerbild von Phil
5/ 5 von

Was für ein Film.

Ich kann und konnte nie den Hype um einen Tarrantino verstehen. Ja, er hat vielleicht ganz gute Filme gemacht. Und er hat das Sakrileg Pulp Fiction geschaffen, den ich bis dato immer noch nicht gesehen habe.
Seinen letzten „Geniestreich” namens „Death Proof” empfand ich als langweilig und erst zum Schluss ansprechend – dann, wenn nämlich die Action aufkommt. Frauen beim Nagelknipsen und Männerlästern zuzuschauen erfüllt mich da weniger.

Die Inglorious Basterds gehen da einen ganz anderen Weg.
Spannend von der ersten Minute an, klemmt sich einem der Arsch zu und die Atmung wird schwer. Die Spannung ist spürbar, wie ein schlecht geschäftes Messer sich durch einen Skalp ebnet, so schwer sind auch die Spannungsszenen. Lang, aber nie langweilig, bewegt sich Akt für Akt voran – jeder Akt für sich ein Kunstwerk. Ach, was sage ich, jede Szene ein Kunstwerk. Eine solch perfekte Ausleuchtung, Kameraeinstellung, soviel Mühe in einem Film bemerkt man sehr selten.
Für mich hat Christoph Waltz als SS-Offizier Hans Landa alle Anderen an die Wand gespielt: Was ist ein Til Schweiger, ein Daniel Brühl, ja auch eine Diane Kruger oder ein Brad Pitt gegen diese mehr als perfekte inszenierte, angsteinflößende, mit Kalkül agierende Person, die dann auch noch überauthentisch von einem grandiosen Schauspieler gemimt wird? Sobald Landa die Leinwand erfüllte, blieb keine Gelegenheit zu atmen, eine solche Präszenz strahlt Waltz aus. Unglaubliche Leistung, die ich nach 2 Jahren inetnsivstem Filmkonsum zumindest grundsätzlich einzuschätzen weiß.
Der Rest des Casts war dagegen nicht viel wert. Ein Brad Pitt hat mit coolen Sprüchen zwar Sympathien gesammelt, aber konnte sich auch nicht gegen die deutsche Schauspielelite durchsetzen.

Was Tarrantino anpackt, das wird was.
Während „Death Proof” doch eher ein Film für eingefleischte Fans ist, so funktioniert Inglorious Basterds auch als „normaler” Film. Keine Szene ist unbedacht inszeniert und an einigen Stellen schafft er es, dem Zuschauer einen perversen Spiegel vorzuhalten. Ich wage zu behaupten, dass diese Thematik, dieses Drehbuch nicht mit anderen Schauspielern, aber vor allem mit einem anderen Regisseur so funktioniert hätte.
Und so, wie es funktioniert hat, war es perfekt.

Durchschnittliche Wertung: 2.5/5, basierend auf 2 Bewertungen.

Inglourious Basterds im Heimkino

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