Drehbuch: Frank Pape, Katja Kittendorf, Thomas Vass
Schauspieler*innen: Sinje Irslinger, Max Hubacher, Til Schweiger, Heike Makatsch
Kinostart D: (FSK 6)
Originaltitel: Gott, du kannst ein Arsch sein!
Laufzeit: 1:38 Stunden
Filmkritik zu Gott, du kannst ein Arsch sein
Der Film bietet so viel Potential für einen neuen, positiven Blick auf eine grausame Krankheit. Er bietet auch viel, um das Thema von verschiedenen Seiten zu betrachten. Was er daraus macht, ist eine überaus klassischer Jugend-Roadtrip, der außer der Prämisse sehr wenig mit Krebs und einem viel zu frühen Tod zu tun hat.
Der Einstieg in den Film ist erwartbar emotional, jedoch wird dies lediglich als Aufhänger eines Ausreißens genommen, um in Folge abseits der Krankheit zwei ereignisreiche Nächte auf Kühen, in einer Bar, in einem Luxushotel und einem fehlgeschlagenen Tankstellen-Raubzug zu zeigen.
Bitter ist, dass der Film selbst große und schwere Themen aufmacht, diese jedoch komplett ignoriert. Der viel zu frühe Tod einer Jugendlichen ist schon ein umfangreicher Komplex in sich, dem abseits einiger Abreißkalender-Sprüche nur wenig abgewonnen wird. Auch spielt die Krankheit im Verlauf des Films keine Rolle. Filme wie „Vincent will meer“ oder der Klassiker „Knocking on Heavens Door“ zeigen, dass es durchaus möglich ist, Krankheit und Leichtigkeit miteinander zu verbinden.
Steffis Vater, gespielt von Til Schweiger, ist religiöser Seelsorger. Zwar wird der Zweifel an Gottes Verständnis von Schicksal kurz gehadert, in Folge jedoch recht lieblos mit „Ich weiß auch nicht“ abgetan und ab dann nicht mehr behandelt. Eine Auseinandersetzung mit dem späteren Tattoo „Gott, du kannst ein Arsch sein“ fehlt komplett.
Auch verpasst der Film die Chance, das ebenfalls von ihm eröffnete Thema Suizid einer Mutter im Jugendalter über die bloße Erwähnung hinaus zu vertiefen. Dieses Schicksal ereilte Roadtrip-Begleiter Steve mit 13 Jahren. Die daraus bei ihm entstandene Depression ist mit dem Nebensatz „Ich habe nun eine gute Phase“ auch gleich wieder im Keim erstickt.
Der Film nimmt sich viel künstlerische Freiheit, aus dem Nichts heraus Tattoo-Studios und Kirchen erscheinen zu lassen, und verzichtet darauf, Straftaten wie Einbrüche in den SnowDome auch nur ansatzweise brisant zu machen (come on: Jeder Film lässt doch zumindest mal eine Pseudo-Alarmanlage losgehen, im Anschluss Polizei, Protagonisten können sich gerade noch raus-sneaken, Flucht in Auto, lautes Lachen, Schnitt auf aufgehende Sonne).
Dieser Film ist eine Aneinanderreihung von vergebenen Chancen. Das wäre nicht so bitter, würde er sich nicht selbst mit den Themen früher Tod, Religion, Depression und Suizid aufladen und diese in einer Blase der Nichtigkeit in sich kollabieren lassen.
Selbst eine jüngere Zielgruppe dürfte sich von den diversen Logik- und Zeitsprüngen sowie häufig ungelenkes Schauspiel nicht ernstgenommen fühlen.
Einzig Til Schweiger und insbesondere Heike Makatsch sind kleine erfreuliche Ausnahmen, die die Eltern passend darstellen: Anfangs komplett überfordert, panisch reaktiv und eine Entwicklung durchlebend.
Für die Jüngeren mag Max Hubacher noch ein Hingucker sein, wirkt er in vielen Szenen wie ein junger, deutscher Ryan Gosling.
Aber all das rettet nicht darüber hinweg, dass der Film sich Großes vornimmt und an allen Fronten kläglich scheitert.