Filmszene aus Feuchtgebiete

Feuchtgebiete

Regie: Susanne Liebetrau, David Wnendt
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Carla Juri, Axel Milberg, Meret Becker, Peri Baumeister

Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK NR)
Originaltitel: Feuchtgebiete
Laufzeit: 1:44 Stunden
Filmposter: Feuchtgebiete

Filmkritik zu Feuchtgebiete

Benutzerbild von Phil
2.5/ 5 von

Ich habe die gleichnamige Buchvorlage nach einiger Zeit abgebrochen. Eigentlich habe ich nur abgewartet, bis die Szene beschrieben wurde, wie Helen im Rotweinrausch Kokskügelchen auskotzt und diese dann aus ihrer Kotze herausfischt, um sie erneut zu schlucken.
Danach verlor ich die Lust an der echt schlechten Vorlesestimme von Charlotte Roche.

Ich ging mit den schlechtesten Gedanken an diesen Film – was mich erwartete, war mir klar. Und ich wurde bestätigt. Eine Off-Stimme, die von einer Scheidenflora im Hüttenkäse-Style spricht, mit einem Schnitt, wie Helen einen kleinen Teil nimmt und schluckt. Vollgeblutete Tampons, die zwischen Freundinnen getauscht und sich erneut eingeführt werden, ehe sie mit der Grillzange entfernt werden müssen, woraufhin die Grillzange, noch blutig, beim Familien-Barbecue eingesetzt wird. Und die berühmte Szene, wie Rotwein gekotzt und aus der Kotze die Kügelchen gefischt wurden.
Der Film geht wirklich an die geschmacklichen Grenzen. Er provoziert, wo nur geht. Gut, was habe ich auch anderes erwartet?

Was ich nicht erwartet habe, ist, dass der Film nun gar nicht mal so schlecht ist. Die wirklich ekligen Szenen sind besonders am Anfang komprimiert, dann geht es nur noch darum, wie sich Helen mit einer Avocado vergnügt und im Anschluss den nun feuchten Kern in den Mund nimmt – Pipifax. Doch man sollte den Film nicht auf die Ekelszenen reduzieren, er hat tatsächlich eine Geschichte.
Helen als trauriges Scheidungskind, ständig auf der Suche nach Konstanz im Leben – den ihr täglicher Orgasmus gewährleistet. Doch ist das alles? Aus dem regulären Leben herausgerissen, kommt sie im Krankenhaus zur Ruhe, denkt in so manch ruhiger Szene nach und träumt eigentlich von einer festen Partnerschaft und einem wiedervereinten Elternpaar.
Zugegeben, man muss die ruhigen Momente suchen, doch sie sind da und offenbaren einen Blick hinter die Kulissen einer Helen, die für das Glück im Leben sterben würde.

Die Schauspielleistung ist nicht zu verachten, auch wenn sie noch Verbesserungspotential hat. Die „dreckige“ Helen wird von Carla Juri solide gespielt, den Grat zwischen Provokation und Zerbrechlichkeit balanciert sie recht gut. Im richtigen Moment wird auch weggeschnitten oder der Blickwinkel so verändert, sodass der Zuschauer immer weiß, was passiert, aber meist nicht, wie. Ansonsten würde der Film wohl auch nicht mit seiner FSK16 durchkommen.

Eine solche Tiefe in der Geschichte habe ich in diesem Film nicht erwartet und es hat mich positiv überrascht. Doch es bleibt dabei, dass der Film das eigene Ekelgefühl schon auf die Probe stellt – schwache Gemüter könnten den Film unter Umständen nicht zu Ende schauen…

Feuchtgebiete im Heimkino

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