Drehbuch: Bora Dagtekin, Simon Hauschild
Schauspieler*innen: Elyas M'Barek, Karoline Herfurth, Katja Riemann, Jana Pallaske
Kinostart D: (FSK 12)
Originaltitel: Fack ju Göhte
Laufzeit: 1:59 Stunden
Filmkritik zu Fack ju Göhte
Der Film beginnt temporeich – und behält seine flotte Erzählweise bis zum Ende bei. Nur etwa zehn Minuten braucht er, um das zentrale Problem und die meisten Hauptcharaktere einzuführen. Danach ist man schon vollkommen im Geschehen dieser absurden, überspitzen, satirischen und sehr unterhaltsamen Komödie mit großer Gagdichte.
Nicht alle Pointen zünden hundertprozentig, aber das stört nicht weiter, zum einen weil die Schlagzahl so hoch ist, dass man wenig später schon über etwas anderes schmunzelt, zum anderen weil die Schauspieler so gut sind, dass man ihnen fast alle Witze auch als mehr oder weniger notwendigen Teil der Geschichte abnimmt und man dadurch gar nicht über jeden einzelnen laut lachen muss. Nicht zuletzt kann man es dem Film schon alleine deshalb nicht übel nehmen, weil er immer wieder überrascht und drei so großartige Lacher hat, dass allein diese den Kinobesuch schon gerechtfertigt hätten.
Der Film hat ein tolles Drehbuch, an dem sich das Ensemble begeistert abarbeitet. Man merkt ihm in jeder Sekunde die Freude an, die beim Dreh geherrscht haben muss und die Lust an der Improvisation, die vermutlich manche Szenen erst möglich gemacht hat. Es kann schnell peinlich werden, wenn ein Film probiert (Asi-) Jugendsprache darzustellen, doch hier funktioniert das vollkommen. Die Dialoge klingen allesamt, als hätte man sie so oder so ähnlich auch auf einem beliebigen echten Schulhof belauschen können. Was der Film (vielleicht als zusätzliche Absicherung, falls der Ton doch nicht immer vollkommen getroffen sein sollte) einbaut, ist eine amüsante Reflexion über die Flüchtigkeit des Jugendslangs, indem die Refarendarin Schnabelstedt immer mal wieder Phrasen ausprobiert, die sie in einem kleinen Heft notiert hat, weil sie auch cool und hip wirken möchte. Nicht selten muss sie dann aber feststellen, dass sie schon nicht mehr Up-To-Date ist. („Aber Yolo sagt man schon noch, oder?“)
Die Figuren sind alle überzeichnet, aber liebenswert. Katja Riemann gibt eine wunderbar, strenge Direktorin die in Big-Brother-Manier die ganze Schule überwacht. Uschi Glas hat einen kurzen Gastauftritt als permanent Selbstmordgefährdete Lehrerin. Der überwiegend aus dem Fernsehen bekannte Max von der Groeben darf einen herrlich simplen und manipulierbaren Cliquen-Chef spielen. Und die zuletzt in dem Sozialdrama „Kriegerin“ aufgefallene Jella Haase spielt eine Asi-Braut reinsten Wassers, die plötzlich glaubt sie sei hochbegabt.
Die Stars des Films sind und bleiben aber Elias M`Barek und Karoline Herfurth. Im Falle des ersten merkt man dem Film in jeder Sekunde an, dass die Rolle für ihn geschrieben wurde, dass er ein guter Freund des Regisseurs ist und dass sie zusammen unglaublich große Lust auf den Dreh hatten. Er liefert eine gute Performace ab und konnte sich offensichtlich voll einbringen in die Rolle. Das macht jetzt auch beim Zuschauen Spaß.
Karoline Herfurth ist in ihrer Rolle vor allem unglaublich niedlich. Das sie eine großartige Schauspielerin ist, die auch emotionale Abgründe überzeugend verkörpern kann, hat sie in anderen Filmen schon oft unter Beweis gestellt. Hier brilliert sie nun als verbissene Streber-Refarendarin – vor allem durch ein gutes Gespür für Timing und Spielfreude. Seit „Mädchen, Mädchen“ ist Herfurth kaum noch als Komödienschauspielerin in Erscheinung getreten und beweist hier, dass sie es noch kann. Nebenbei wertet sie den Film optisch auch optisch noch einmal auf.
Insgesamt ein absolut sehenswerter Film für einen vergnüglichen Abend. Wer auf der Suche nach irgendeiner Aussage ist, ist hier sicher falsch. Die einzige Stelle, an der er versucht so etwas zu erschaffen, gehört zu den Schwachpunkten des Films. Für alle anderen ist er absolut zu empfehlen.