Drehbuch: Steven Zaillian, Bill Collage, Adam Cooper, Jeffrey Caine
Schauspieler*innen: Christian Bale, Joel Edgerton, Ben Kingsley, John Turturro
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: Exodus: Gods and Kings
Laufzeit: 2:30 Stunden
Filmkritik zu Exodus: Götter und Könige
Das Bibelepos ist zurück! Wer hätte es gedacht? Schon NOAH griff dieses Jahr diese Traditionslinie auf und verband sie auf seltsame Art mit einer Fantasy-Vision früh-biblischer Erzählungen. Nun also EXODUS, der eine weitere der wohl berühmtesten Bibelgeschichten aufgreift, dabei aber auf die Fantasy-Einlagen von Aronofsky verzichtet. Wie lässt so ein Film sich greifen? Gibt es gegenwärtig, in Zeiten steigender politischer Unruhe und keimender religiöser und nationalistischer Konflikte rund um den Globus, einen Bedarf nach Bibel-Verfilmungen, einen Bedarf nach populärer Religion, nach Gläubigkeit, die wieder cool ist, wenn Christian Bale ihre Hauptrolle spielt?
EXODUS lässt sich anhand zweier Linien umreißen. Zunächst ist er ein moderner Blockbuster, der sich im Blick auf die Produktion einreiht in andere Filme seines Formats aus der jüngeren Vergangenheit. Diese Betrachtung ließe zunächst das Thema des Films außer Acht und sieht vor sich: eine opulent inszenierte, action-geladen imposante Erzählung, in der es um die gebrochene Figur eines Mannes geht, dessen Lebenswelt zerschlagen wird und der dann für die Unterdrückten Rache übt, das Rechte tut und wieder Sinn entdeckt. Der Film ist dann vor allem beeindruckend bildgewaltig. Große Effekte, großes CGI und unaufdringliches, aber die Action-Sequenzen sehr gut vertiefendes 3D.
Doch dann muss man andererseits hinzuziehen, dass es sich eben auch um einen Bibelfilm handelt, einen Film, der ureigen-religiöse Erzählungen als Ausgang nimmt und sich nicht darin erschöpft, größtmögliche Bilder auf die Leinwand zu werfen. Oder? Sieht man EXODUS als einen Bibelfilm – und man muss ihn wohl vor allem als solchen sehen – dann ist er notwendigerweise ein Film, der eine Haltung zum Glauben einnehmen muss. Die Hauptfigur wird von Gott geführt und geleitet, der in Form eines kleinen Jungen auftritt. Gott existiert also, sagt EXODUS. Dann kommen die berühmten Plagen, die Ägypten heimsuchen und der Film zeigt ihre jeweiligen naturwissenschaftlichen Ursachen, bis schließlich die letzte und schlimmste Plage dies allerdings wieder übersteigt. Gibt es Gott doch nicht und alles ist Zufall? Oder will Gott gezielt auf die falsche Fährte locken? Man weiß es nicht. – Schließlich die Teilung des Meeres, eine der vielen Standard-Szenen, ohne die ein Moses-Film nicht auskommen könnte. Doch auch hier: Es fällt ein Komet vom Himmel, der den Weg weist, das Meer aber teilt sich eher als Ebbe mit folgendem Tsunami. Gottes Werk? Man weiß es nicht. Und auch EXODUS scheint es nicht zu wissen und gar nicht wissen zu wollen. Es lässt sich an diesen zwei Elementen der Handlung das zentrale Problem des Films verdeutlichen: EXODUS ist unentschieden bis hin zur völligen Verflachung. Eine biblische Geschichte wird zwar gewählt, der Eindruck der aber dabei entsteht: weil sie sich hervorragend für exzessiv-visuelles Kino eignet. Der Film hat keinerlei Interesse an Religion, keinerlei Interesse an Glauben, keinerlei Interesse an der Erzählung und den vielen Aussagen, die er als Bibelfilm unweigerlich damit trifft.
Was bleibt dann von einem Film, der sein Thema und seinen Gehalt nicht ernst nimmt, sich den Fragen, die er selber aufwirft, nicht stellt und alles immer wieder nur zur Motivation für noch größere Bilder heranzieht? Es bleibt genau das: große Bilder, nichts darüber hinaus. Und damit sei durchaus gesagt, dass EXODUS ein spannender Film ist, der mit einer der besten Schlacht-Inszenierungen einsteigt, die in den letzten Jahren im Kino zu sehen waren (HOBBIT, du hättest hier gerne etwas abschauen dürfen!) und dessen Opulenz natürlich ihr Ziel erreicht und zu beeindrucken vermag. Nur ist das nicht die Erwartung, die ein Bibelepos weckt, das dann nur seinen zweiten Bestandteil, den nachrangingen, nämlich das –epos erfüllt und die Bibel- ziemlich außen vor lässt. Der Vergleich mit Cecil B. DeMilles DIE ZEHN GEBOTE (1956) drängt sich natürlich auf und es ist fast bedauerlich zu sagen: Jederzeit lieber DeMille als Scott, wenn ich das unbedingte Bedürfnis nach einem Bibelfilm habe. Von NOAH wollen wir an dieser Stelle vielleicht gar nicht reden –EXODUS ist zwar uninteressant und unentschieden, dafür aber bei weitem nicht so irritierend-furchtbar wie NOAH, der noch weniger wusste, wo er eigentlich hin wollte. EXODUS weiß das immerhin: Er will nicht erzählen, er will zeigen und in Staunen versetzen. Das schafft er, aber es ist bei weitem nicht genug für einen Film dieses Formats.