Filmszene aus Eat Pray Love

Eat Pray Love

Regie: Ryan Murphy, Scott Robertson, Mary Cybulski, Jonas Spaccarotelli, Karan Sidhu, Marco Orsini, Miguel Lombardi, Alfonso Gomez-Rejon, Mauro Fiori, Federica Durigon
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Julia Roberts, Javier Bardem, James Franco, Billy Crudup

Kinostart D:
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: Eat Pray Love
Laufzeit: 2:20 Stunden
Filmposter: Eat Pray Love

Filmkritik zu Eat Pray Love

Benutzerbild von andreas
4/ 5 von

Ein Film, in dem mit Julia Roberts sympathisch ist? Gab’s bisher noch nicht. Mit „Eat Pray Love“ hat sich das zumindest etwas geändert. Ich fand ihre Darstellung der lebenshungrigen geschiedenen Frau zu großen Teilen sympathisch. Das hat natürlich auch mit der Botschaft des Films zu tun. Ein Mensch, der mal für einen gewissen Zeitraum alle Sorgen über Bord wirft und sich ganz dem Genuss und der Suche nach dem eigenen Selbst hingibt, sammelt bei mir viele Bonuspunkte. Leider bekommt das schöne Image dann einen Knick, wenn die Story in eine Runde geht, die mich so gar nicht berühren wollte.

Der Titel des Films ist hier tatsächlich Programm. Drei Stationen durchläuft Liz auf der Reise zu ihrer inneren Balance. In Rom geht es natürlich um „Eat“ – herrliche Spaghetti mit einer fruchtigen Tomatensauce lassen dem Zuschauer ebenso das Wasser im Mund zusammenlaufen wie die originale neapolitanische Pizza oder Liz’ amerikanischer Kultur-Export, der Thanksgiving-Truthahn. Hier wird in vielen kleinen Dialogen schon sehr deutlich, dass sich die italienische Lebensweise doch arg von der amerikanischen unterscheidet. Wenn im Film das weltbekannte italienische „süße Nichtstun“ in Wort und Bild gezeigt wird, sammelt der Film bei mir Punkte. Sehr schön fand ich eine kleine, aber sehr feine Sequenz, in der die typischen ausladenden Gesten der Italiener untertitelt werden. Herrlich!

Leider konnte ich mit dem „Pray“-Teil der Story nicht ganz so viel anfangen. Liz trifft in einem Ashram in Indien auf den rüden Texaner Richard (Richard Jenkins, „Burn After Reading“). Zwar ist Jenkins eine Idealbesetzung für einen groben Klotz, der nur aus Ecken und Kanten zu bestehen scheint; leider bleibt er in seiner Rolle doch sehr eindimensional. Entweder blieb mir hier der Schlüsselmoment verborgen, der zeigt, wie Liz und Richard auf einmal dann doch Freunde werden, oder diese Schlüsselszene war so sehr „Holzhammer“, das ich sie nicht als solche wahrnehmen wollte. Kurzum: dieses Kapitel des Films hat mich absolut nicht erreicht.

Richtig „gekriegt“ hat mich der Film aber dann doch mit dem „Love“-Kapitel. Auf Bali lernt Liz den wohlhabenden Schmuckhändler Felipe (Javier Bardem, „No Country for Old Men“) kennen und lieben. Doch wie heißt es so schön: „Gebranntes Kind scheut Feuer“ und so hat die frisch geschiedene Liz Probleme, sich blindlinks in eine neue Beziehung zu stürzen. Dabei macht Felipe es ihr wirklich einfach… Für mich war Javier Bardem das absolute Highlight des Films. Obwohl er erst sehr spät im Film auftaucht, zeigt er doch eine facettenreiche Schauspielleistung. Zuerst gibt er den charmanten Gentleman, der mit wenigen Worten und einem verschmitzten Lächeln jede Frau zum Dahinschmelzen bringt. Wenn er sich dann später noch als sensibler Vater entpuppt, sind alle Dämme gebrochen. Wow! Okay, ich bin keine Frau, aber selbst ich habe mir gedacht: „Hallo Liz?! Wenn Du den Kerl nicht nimmst, dann ist Dir eh nicht mehr zu helfen…“. Bardems Vielschichtigkeit rettet dem Film „nach hinten“ raus mein positives Gesamturteil.

Dass „Eat Pray Love“ ein Frauenfilm ist, kann ich nur bedingt bestätigen. Mir hat er weit besser gefallen als der werten Gattin. Das Indien-Kapitel nimmt dem Film viel der Leichtigkeit, die in Italien so zelebriert wurde. Die tollen Bilder, der stimmige Soundtrack und natürlich die positiven Botschaften haben für mich diesen Film doch sehr sehenswert gemacht. Für mich ist aber auch nachvollziehbar, dass nicht jeder eine Nähe zu dem Film hat.

Eine große Schwäche muss noch erwähnt werden: in vielen Szenen hätte ich mir gewünscht, dass Liz’ Reise nicht als Film verwertet worden wäre, sondern als Mini-Serie. Auch wenn der Film mit 133 Minuten recht lang geraten ist, kamen doch viele Sachen für meinen Geschmack etwas zu kurz, etwa die Story mit ihrem Post-Scheidungs-Lover David (James Franco, „Spiderman“). Es hätte dem Film sicherlich an vielen Stellen ganz gut getan, wenn wichtige Botschaften nicht mit kurzen „Right in your face“-Szenen, sondern eher subtil und mit mehr Tiefgang übermittelt worden wären. Dennoch: ich fand den Film in seinen Ansätzen ganz sehenswert!

Schade ist nur, dass Javier Bardem für seine wortlose Rolle als Killer mit Adamo-Look in „No Country for Old Men“ einen Oscar bekommen hat, mit seiner herausragenden Leistung in diesem doch eher seichten Film bei der Academy aber sicherlich kaum Aufsehen erregen wird.

Eat Pray Love im Heimkino

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