Drehbuch: Heinrich Hadding, Donna Woolfolk Cross
Schauspieler*innen: John Goodman, Johanna Wokalek, David Wenham, Iain Glen
Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US:
Originaltitel: Die Päpstin
Laufzeit: 2:28 Stunden
Filmkritik zu Die Päpstin
Obwohl die Romanvorlage allein in Deutschland rund fünf Millionen mal verkauft wurde, habe ich sie nicht gelesen. Als Buch muss die Geschichte wirklich spannend sein, bietet ein dicker Wälzer von gut 600 Seiten doch genug Platz, um Begebenheiten und Gefühlszustände detailliert zu beschreiben. Im Film hat man trotz Überlänge doch häufig das Gefühl, dass vieles wie im Schnelldurchlauf abgespielt wird. Schade vor allem deswegen, weil es sich bei “Die Päpstin“ um einen sogenannten “Amphibienfilm“ handelt. Bei dieser Filmform wird schon beim Dreh viel Wert darauf gelegt, dass der Stoff auch in einer für das Fernsehen aufbereiteten Form über die Mattscheibe laufen kann. Volker Schlöndorff hatte damit so seine Probleme, weswegen er den Regiestuhl für Sönke Wortmann räumte. Nun frage ich mich: warum nicht “Wenn schon, denn schon?“. Meiner Meinung nach hätte der Geschichte um die legendäre Päpstin ein Sechsteiler im Fernsehen viel besser zu Gesicht gestanden. In einstündigen Episoden hätte es viel mehr Zeit gegeben, auf Details einzugehen und auch mal wirklich Stimmung zu erzeugen.
Doch all das bleibt in der Kinoversion ziemlich auf der Strecke. Zwar ist das Bühnenbild wirklich gut gelungen, fühlt sich sehr “mittelalterlich“ an und kann mit kleinen Klöstern und großen Kathedralen wirklich was reißen. Aber abgesehen von ein, zwei Stellen, die dann tatsächlich mal halbwegs spannend waren, hielt sich meine Anteilnahme in argen Grenzen. Dafür wirkten alle Charaktere leider viel zu schablonenhaft.
Was mich am meisten geärgert hat, ist die unspektakuläre Kameraarbeit. Da hat so mancher Fernsehfilm wesentlich mehr zu bieten als diese biederen Einstellungen, denen jegliche Dynamik fehlte. Natürlich: “Die Päpstin“ ist kein “Kill Bill“ und müsste optisch auch kein Kracher sein, aber Hauptcharaktere fast immer im Bildmittelpunkt zu platzieren, bekommt man schon in VHS-Kursen ausgetrieben.
Johanna Wokalek kann trotzt ihres außerordentlichen Talentes nicht glänzen, sondern fügt sich leider viel zu sehr in das durchschnittliche Gesamtbild des Films ein.
Und so bleibt “Die Päpstin“ ein würdiger Vertreter der Kategorie “Kann man gesehen haben, muss man aber nicht“. Leserinnen des Buches werden sich daran erfreuen, dass die Umsetzung doch recht aufwändig geworden ist; allen anderen, die sich der Thematik “Frau in Männerkleidung“ widmen wollen, lege ich da eher “Yentl“ ans Herz.