Drehbuch: Jennifer Lee, Chris Buck, Jennifer Lee, Shane Morris, Nicole Mitchell
Schauspieler*innen: Kristen Bell, Idina Menzel, Jonathan Groff, Josh Gad
Kinostart D:
Kinostart US: (FSK PG)
Originaltitel: Frozen
Laufzeit: 1:42 Stunden
Filmkritik zu Die Eiskönigin – Völlig unverfroren
„Die Eiskönigin“ hat das Potential in zehn Jahren als einer der großen Disney-Klassiker betrachtet zu werden. Endlich ist es wieder einmal gelungen, an die alten Erfolge wie „Der König der Löwen“ oder „Die Schöne und das Biest“ anzuknüpfen, was Wohlfühlfaktor und Charme angeht. Gut möglich, dass in naher Zukunft dieser Film bei vielen Familien fest zur Vorweihnachtszeit gehören wird.
Was hebt diesen Film nun so aus der Masse der Kinder- und auch der neueren Disney-Animations-Filmen heraus? Der vielleicht wichtigste Punkt ist, dass man es sich hier einmal wieder erlaubt auf eine sehr unironische Art kitschig zu sein. Ja, es geht um die Liebe als wichtigstes Gefühl auf der Welt, es geht um eine starke Frau und es geht um Familienzusammenhalt. Es geht um einen Schneemann, der für seinen Lieblingsmenschen schmelzen würde. Und um einen Kaufmann, der sein Zugpferd wie seinen besten Freund behandelt. All das ist nicht sehr innovativ, aber es wird hier endlich mal wieder auf eine wohltuend entschlossene und eindeutige Weise zelebriert. Zudem gönnen sich die Macher auch mal wieder ausgedehnte Gesangspassagen, die von klassischer Disneyballade, über poppigen Trollsong bis hin zu einer Musical-Nummer viele verschiedene Genres vereinen – und zwischenzeitlich sogar operettenhaft die Handlung vorantreiben.
Eine weitere Sache, die hier sehr richtig gemacht wurde, ist die Gestaltung der Charaktere. Sie alle haben ihren Charme, sind auf ihre Weise liebenswert und außerordentlich unterhaltsam, einige auch sehr witzig, ohne in aller Regel übertrieben oder albern zu wirken. Einzig der Herzog von Pitzbühl droht manchmal ins Lächerliche abzugleiten, allerdings ist er der Liebling vieler vor allem jüngerer Kinder, an die sich ein Disney-Film ja immer auch (wenn nicht sogar zentral) richtet und er hat so auch seine Daseinsberechtigung. Mein persönlicher Liebling ist in diesem Film das Pferd von Annas Verlobtem Prinz Hans, das zwar nur einige wenige Gastauftritte hat, diese dafür aber wirklich herzallerliebst sind. Nicht zuletzt ist der Film auch dramaturgisch gut gebaut. Es wird flott erzählt, es gibt dennoch ausreichend Zeit mit den Figuren warm zu werden. Die Informationen, die man zu einem Zeitpunkt des Films bekommen hat, werden zu einem anderen Zeitpunkt des Films häufig noch einmal wichtig, ohne dabei so aufdringlich zu wirken, wie es bei Kinderfilmen häufig der Fall ist.
Leider verlässt die Regisseurin und Drehbuchautorin aber offenbar kurz vor Ende ihr Vertrauen in die märchenhafte Erzählweise und „Die Eiskönigin“ mündet in ein furioses Finale mit vielen 3D-Effekten und künstlich generierter Action. Das wäre nicht nötig gewesen und wirkt ein wenig deplaziert.
Dennoch ist dieser Film zu empfehlen. Für alle Kinder sowieso. Aber auch für alle, die in ihrer Kindheit Disney mochten.
Disney hat es nie verlernt, aber dass sie es auch in Perfektion immer noch beherrschen: „Die Eiskönigin“ ist der Beweis dafür. Eine tolle Geschichte, tolle innovative Charaktere, große Synchronisation und oscarprämierte Musik machen diesen Film zu einem Instant Classic.
Viel zu häufig war die Disney-Welt sehr stereotyp gezeichnet. Es gab die böse Hexe, die Schneewittchen töten wollte, bei 101 Dalmatiner die welpenjagende Creuella De’Ville, bei Arielle Ursula, bei Aladdin Jaffar, bei König der Löwen Scar, selbst bei Rapunzel gibt es noch die böse Gothel. Der Bösewicht war jederzeit erkennbar. In „Die Eiskönigin“ gibt es bei genauerer Betrachtung keinen Bösewichten. Selbstverständlich ist Elsa anders und verhält sich abweisend, doch sie ist nicht böse wie viele ihrer Vorgänger. Viel mehr geht es um Geschwisterliebe, Gemeinschaft und Überwinden der eigenen festgefahrenen Gedanken – das macht diesen Film so besonders.
Keine Geschichte wäre gut ohne gute Charaktere – auch hier macht dieser Film alles richtig: Die flippige, durchweg positive Anna, die man spätestens seit ihrem Durch-Das-Türschloss-Singen bei „Willst du einen Schneemann bauen?“ lieben muss. Und als Kontrast, aber eben auch nicht krasser Kontrast, ihre Schwester Elsa, immer um Anstand und Contenance bemüht, zerbricht sie nahezu an ihrem eigenen Schicksal, das sie nicht nach außen tragen darf. Hinzu kommt natürlich Olaf, der Schneemann, der einfach einer der coolsten Sidekicks der letzten Jahre ist. Kristoff und Rentier Sven können mit diesen Charakteren nicht voll mithalten, sind aber weiterhin weit über Durchschnitt.
Allesamt sind zusätzlich auch großartig synchronisiert, wobei auch hier insbesondere Olaf hervorgehoben werden muss, der durch die Stimme von Hape Kerkeling genau den richtigen Synchronsprecher bekommen hat – genau diese und keine andere Stimme darf Olaf haben.
„Let It Go“ wurde als bester Filmsong mit dem Oscar ausgezeichnet und das zu Recht: Als ich den Film zum ersten Mal sah, ging mir allein durch den Song selbst eine Gänsehaut hoch und wieder runter, zudem entfesselt der Track so viel aufgestaute Power, so viel spontane Lebensfreude, die aus der dunklen Stunde Elsas herausbricht: Was für ein powervoller Song, die Auszeichnung ist vollkommen berechtigt. Auch die weiteren Songs sind nicht zu verachten und machen einfach Spaß, treiben die Geschichte mit ihren Inhalten voran, sodass die Gesangseinlagen nicht als Unterbrecher wirken.
Der Film ist schlicht perfekt und hat sich bereits beim ersten Mal bei mir als Instand Classic etabliert. Keine Szene ist zu viel, die Balance zwischen Ernst und Spaß ist gut getroffen, man fühlt mit jedem einzelnen Charakter und am Ende ergibt sich eine Message, die einem Disneyfilm würdig ist.
Besser geht’s nicht – nur durch Disney selbst.