Filmszene aus Cats

Cats

Regie: Tom Hooper, Ben Howarth, Paula Casarin
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Francesca Hayward, Judi Dench, Idris Elba, Jason Derulo

Kinostart D:
Kinostart US: (FSK PG)
Originaltitel: Cats
Laufzeit: 1:50 Stunden
Filmposter: Cats

Filmkritik zu Cats

Benutzerbild von Phil
1/ 5 von

Musicals in Filmen sind immer ein Stück weit mutig: Sind sie doch für die Bühne geschrieben, hat Film andere Regeln der Inszenierung. Es gibt viele gute Beispiele für Bühnenmusicals, die es erfolgreich in die Filmwelt geschafft haben: Les Misérables *  Wo kann ich Les Misérables im Stream sehen? oder Sweeney Todd *  Wo kann ich Sweeney Todd im Stream sehen? sind gute Beispiele, auch The Rocky Horror Show *  Wo kann ich The Rocky Horror Show im Stream sehen? sei hier erwähnt.
Aber es gibt auch Umsetzungen, die krachend scheitern. Dazu gehört Cats.

Man muss sich gar nicht an den teils veränderten Musikstücken festhalten, denn jedem steht es frei, nicht das Bekannte zu kopieren, sondern eine gewisse künstlerische Freiheit auszuleben.
Allen voran sei der weitreichende, aber ebenso immens schlechte Einsatz von Greenscreen und CGI anzuführen: Der Film spielt in den dunklen Straßen Londons und natürlich dem Theater, in dem der Jellicle Ball stattfindet. Gedreht wurde der Film jedoch eindeutig zu weiten Teilen in Greenscreenstudios, in denen -soweit nachvollziehbar- die Bodeneigenschaften für die orpulenten Tanzeinlagen besser sind. Es ist vermutlich genau diesen zu verdanken, dass das Ausschneiden der Protagonisten nicht gut gelungen ist: Die äußeren Kanten der Figuren verschwimmen, Fußzehen verschwinden im CGI-Boden, Bewegungen des Charakters sind nicht deckungsgleich mit seiner Fortbewegung in der CGI-Welt. Es sind schon die Grundlagen des Greenscreens, die in diesem Film fehlen.
Dass der harte Pflasterstein-Boden Londons in den Außenaufnahmen bei Sprüngen sichtbar nachgibt, weil auch diese Szenen im Tanzstudio gedreht und schlecht übertragen wurden, ist da schon das geringere Übel.

Auch die CGI-Ganzkörper-Katzenbehaarung ist schlichtweg schlecht umgesetzt: Die Übergänge zwischen realem Gesicht und künstlichem Fell sind zeitweise deutlich sichtbar. Die Umsetzung der Kostüme ist derart ungelenk, dass man sich bis zum Ende des Films nicht daran gewöhnen kann. Der Versuch, den Katzen eine möglichst tierische Optik zu geben, aber doch den Charme des durch Menschen interpretierten Musicals beizubehalten, ist gescheitert.
Unter diesen Voraussetzungen rufen auch katzenartige Bewegungen und Situationen schlichtweg Fremdscham hervor. Allen voran seien die Inszenierungen von Judi Dench in einem Katzenkorb oder Ian McKellen als trinkende Katze negatv hervorgehoben.

Negativ stößt auch das stets wechselnde Größenverhältnis der Katzen auf: So klettern die Katzen in der einen Szene nur leicht gebeugt durch eine Katzenklappe, um in der nächsten Szene eine Theater-Bühne menschengroß füllen zu können. In einer Inszenierung tanzen die Katzen auf dicken Holzplanken, die als stilisierte Gleisen dienen. Von diesen Planken tanzen sie nahtlos auf Eisenbahnschienen und schrumpfen so um ein Vielfaches, ohne dass darauf Bezug genommen wird.

In Summe tut sich der Film immens schwer daran, ein Musical als Musical zu inszenieren, jedoch alles in die Funktionsweise von einem Film zu pressen. An diesem Anspruch scheitert der Film – laut, wild und pompös. Es ist zeitweise eine Qual, dem Film zu folgen, da er sich so viele Fauxpas leistet, die der aktuellen Filmwelt nicht mehr sein dürfen. Einzig die Gesangseinlage von Jennifer Hudson, in der sie das bekannte „Memory“ großartig singt, ist positiv hervorzuheben.
Vermutlich hätte der Film als professionell gefilmte Theatermusical-Aufnahme deutlich besser funktioniert. Aber dieses Werk sollte so schnell wie möglich wieder vergessen werden.

Cats im Heimkino

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