Drehbuch: Anthony Hines, Dan Mazer, Dan Mazer, Peter Baynham, Sacha Baron Cohen, Anthony Hines, Jeff Schaffer, Sacha Baron Cohen
Schauspieler*innen: Sacha Baron Cohen, Gustaf Hammarsten, Clifford Bañagale, Josh Meyers
Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: Brüno
Laufzeit: 1:18 Stunden
Filmkritik zu Brüno
Ach, ich weiß nicht.
Ich habe mich tierisch auf „Brüno“ gefreut. Die Trailer versprachen coole Ideen und viele peinliche Aktionen.
Nun ja, die habe ich ja auch bekommen.
Brüno ist die mehr als konsequente Fortsetzung von Borat und das merkt man dem Film auch an: Ein Hauptperson, ein Begleiter, auf der Reise quer durch die Staaten, um diverse Leute zu treffen und ins Peinliche zu treiben. Zugegeben, ich konnte auch bei Borat nicht lachen. Viel zu hoch war der vergnügliche Fremdschämfaktor und die stetige Frage, wie man so etwas auf die Leinwand bringen kann.
Dass so etwas noch gestiegert werden könnte, das hat mir Brüno bewiesen.
Penisse, nackte Brünos und viele homosexuelle Handlungen sind an der Tagesordnung. Absoluter Knaller ist ja das Treffen mit Milli Vanilli, das mir geradezu die Sprache verschlug. Im Nachhinein kann ich darüber lachen, aber in der direkten Situation war es einfach nur verdammt peinlich – und das war wiederum geil. Denn genau das ist es, was ich von dem Film erwartet habe: Schöne Überschreitungen des Anstands bis zur Schmerzgrenze udn darüber hinaus. Etwas weniger Sex, dafür mehr Provokation ala Talkshow hätte dem Film aber nicht geschadet.
In der Summe ok für die Zielgruppe, aber zugegeben schon ein fast eigenes Genre mit eigenartigen Auswüchsen.
Sasha Baron Cohen hat mit „Borat“ seinerzeit einen Film abgeliefert, der mit größter Zielsicherheit jedes Fettnäpfchen voll erwischt hat. Ebenso wie damals als Kasache, sucht er nun als schwuler Österreicher wieder sein großes Glück in den USA. Anstatt wie damals Pamela Anderson hinterher zu reisen, hat er nun ein noch größeres Ziel ins Visier genommen: er möchte der bekannteste Österreicher seit Adolf Hitler werden.
Schon an diesem kurzen Auszug erkennt man: der König der „political incorrectness“ ist wieder zurück. Cohen lässt keine Möglichkeit aus, sein Gegenüber zu schockieren und gegen ihn auf die Barrikaden zu bringen. Nur leider will das ganze nicht so gut wie beim Vorgänger funktionieren. Dafür gibt es mehrere Gründe: zum einen ist die Handlung nicht nur kaum vorhanden, sondern auch sehr stark an „Borat“ angelehnt. Es gibt nicht viel Neues, abgesehen davon, dass Cohen nun einen anderen Charakter auf die Piste schickt. Wieder sucht er sich vornehmlich konservative Bevölkerungsgruppen heraus, die er mal mit seiner gespielten Homosexualität, mal mit einem angeblich adoptierten Kind aus Afrika schockt.
Was die ganze Sache nicht besser macht: im Gegensatz zu „Borat“ erscheinen viele Reaktionen hier nicht glaubwürdig. Cohen mischt geplante Realsatire mit spontanen „Versteckte-Kamera-Aktionen“. Leider vermischt sich all das zu einem so diffusen Brei aus Unglaubwürdigkeit, dass der Zuschauer am Ende nicht mehr weiß: was ist gespielt – was ist wahre Reaktion?
Was bleibt ist ein Film, der leidlich unterhaltsam ist, meist nur so dahinplätschert und die großen Skandale schuldig bleibt. Immerhin gab es eine wirklich lustige Szene, die mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist. Ich sage nur: Milli Vanilli lassen grüßen…