Drehbuch: Craig Brewer
Schauspieler*innen: Christina Ricci, Samuel L. Jackson, Justin Timberlake, S. Epatha Merkerson
Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: Black Snake Moan
Laufzeit: 1:56 Stunden
Filmkritik zu Black Snake Moan
Für mich zählt „Black Snake Moan“ eindeutig zum Genre Musikfilm, auch wenn Lazarus faktisch nur drei Mal die Gitarre in der Hand hat. Der Film ist eine Verbeugung vor dem Blues. Jener Musik, die gleichzeitig so voll Schmerz und Heilung ist wie keine andere. Der ganze Film wird musikalisch von langsamen Blues-Tönen untermalt und nimmt sich entsprechend viel Zeit für seine Geschichte. Dadurch wirkt das Erzähltempo zwar in vielen Situationen angemessen, in einigen Passagen gibt es aber durchaus vermeidbare Längen. Die Entwicklung der Beziehung zwischen Rae und Lazarus wird einfühlsam und realistisch erzählt. Auch wenn das jetzt schon legendäre Anketten an der Heizung hart an der Grenze ist, wirkt der Film ansonsten wie eine wahre Begebenheit. Spoiler Auch das Ende ist eine gute Mischung aus Happy-End und Realismus. Spoiler
Bemerkenswert finde ich die häufig genutzte Symbolik, die diesmal selbst ich erkannt habe. Ebenso wie der biblische Lazarus erwacht auch Jackson in seiner Rolle – bildlich gesehen – von den „Toten“, erweckt von einem Lichtstrahl (Ray). Zwar schreibt sich die Hauptdarstellerin mit „Rae“ etwas anders, aber durch das von ihr zum Schluss gesungene „Let It Shine“ passt das Bild dann doch wieder zusammen. Als Lazarus Rae das erste Essen in seinem Haus anbietet, ist im Hintergrund ein Bild des letzten Abendmahles zu sehen und wenn ich meine Interpretationen zu den diversen Gitarren hier eingebracht hätte, wäre der Artikel sehr lang geworden.
Schauspielerisch bewegt sich das Drama auf einem sehr hohen Level. Samuel L. Jackson wirkt, als wäre er immer ein Farmer gewesen und kann sogar mit seiner Blues-Stimme überzeugen. Christina Ricci bringt mit ihrer glaubwürdigen Darstellung des willigen Früchtchens den männlichen Testosteron-Wert auf Rekord-Niveau. Auch Justin Timberlake überzeugt in einer Nebenrolle als GI mit Angstneurosen und etabliert sich nach seiner guten Leistung in „Alpha Dog“ als ernst zu nehmender Schauspieler.
Alles in allem ist „Black Snake Moan“ ein Film mit echter Starbesetzung, der dennoch fernab vom üblichen Blockbuster-Einerlei spielt. Ein ruhiger Film über Liebe, Triebe, Hilfsbereitschaft, Enttäuschungen und nicht zuletzt den Blues.
„Black Snake Moan” ist ganz sicher kein Mainstreamer. Also eigentlich gar nichts für mich. Keine Action, keine Lachsalven, dafür viel Gefühl und Musik. Und doch hat mich der Film gefesselt. Und ich weiß nicht mal warum…
Schaut man sich den Trailer an, erwartet man eine bitterböse Komödie über einen durchgeknallten Samuel L. Jackson, der im religiösen Wahn ein Mädchen an der Kette hält. Stattdessen erwartet den interessierten Zuschauer ein durchaus nachdenkliches Drama über zwei zerrüttete Persönlichkeiten, die sich gegenseitig helfen und wieder zurück ins Leben holen. Wahrscheinlich hat mich exakt dieses in den Bann gezogen: Die Entwicklung beider Protagonisten, weg von Nymphomanie und Trennungsschmerz. Rea, die mit ihrer gewaltvollen Vergangenheit umzugehen lernt und selbstbewusster ins Leben gehen kann. Lazarus, der durch Rea wieder zurück zum Blues findet, weiterlebt und sich dabei vom verbittert erscheinenden Farmer zum liebenswürdigen Vaterersatz wandelt. Vorsichtig pointierte Komik und ein Soundtrack, der blues-lastiger nicht sein kann, unterstreichen den sehr stimmigen Film.
Auch, wenn der Film eine lange Laufzeit hat, so hat er nirgends echte Längen: Die Protagonisten entwickeln sich in diesem Film und so etwas benötigt Zeit. Diese Zeit wird derart plastisch dargestellt, dass man durchaus meinen kann, dass sich die Story auch in Wirlichkeit so ereignet haben könnte. Der Film trägt sich nicht durch Spezialeffekte und Lacher, sondern durch die Emotionen, die Verwarbeitung der Vergangenheit in Musik und die Entwicklung der Protagonisten, die in vielen Filmen allzu sehr vernachlässigt wird.