Filmszene aus Unbroken

Unbroken

Regie: Angelina Jolie, Kristin Witcombe, Joseph P. Reidy, Marieke Spence
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Jack O'Connell, Alex Russell, Domhnall Gleeson, Garrett Hedlund

Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US:
Originaltitel: Unbroken
Laufzeit: 2:17 Stunden
Filmposter: Unbroken

Filmkritik zu Unbroken

Benutzerbild von Lars
3/ 5 von

Der Läufer kämpft gegen seine eigene Kraft. Er läuft, unerbittlich, erträgt Schmerz, um schließlich ins Ziel zu kommen. Wenn nicht als Erster, so wenigstens doch nicht als Letzter. Der junge Student Louis lernt die Lektion: “If you can take it, you can make it.“ – Du musst nur durchhalten, Du musst stark sein, Du darfst Dich nicht kleinkriegen lassen, dann schaffst Du alles.

Jahre später, gefoltert und gedemütigt in japanischen Arbeitslagern ist er eines doch nicht: gebrochen. Louis hält durch, kämpft um mehr als nur sein Überleben – er kämpft um seinen Stolz, seine Ehre, um seine Würde als Mensch. Er lernt die Lektion der Vergebung, er schaut seinen Peinigern in die Augen und lässt Hass und Gewalt über sich ergehen, um schließlich aus den Schrecken der willkürlichen Lager-Herrschaft unter Matusuhiro „The Bird“ Watanabe (auch er eine historische Figur und bis zur Amnestie unter den 40 meistgesuchten Kriegsverbrechern in Japan) hervorzutreten und wieder Mensch sein zu können.

Jolies Film nimmt sich einen großen Stoff und bringt ihn nahezu vollständig faktengetreu, soweit sich das beurteilen lässt, auf die Leinwand. Selten genug nimmt ein Film sich die Freiheit, auf große dramaturgische Verdichtung der historischen Grundlage zu verzichten, im Falle der Geschichte von Louis Zamperini ist das vielleicht auch gar nicht nötig. Dennoch: Der Film schleppt sich stellenweise, 47 Tage auf See sind eben 47 Tage auf See – der obligatorische Sturm, die obligatorische Suche nach Essbarem, der Kampf gegen den Wahnsinn. All das ist nichts Neues, zum Überleben auf dem Rettungsboot hat LIFE OF PI bereits im Prinzip alles gesagt. Die Episode in UNBROKEN wirkt, wie auch einige sich wiederholende Episoden in der Arbeitslagern später, zu gedehnt. Das Prinzip ist dabei klar: Umsetzung der Leidensdauer, das quälende Schleichen der Zeit in unerträglichen Situationen. Der Grat zur Langeweile ist dabei schmal.

Dennoch: UNBROKEN schafft es immer wieder, in kleinen Momenten, sein Thema zur Gänze zu treffen. Menschlichkeit, Hoffnung, Vergebung, Stärke. Es sind winzige Augenblicke, die sich mal im Fokus, mal – und das sind die stärkeren Momente, die wirklich zu berühren vermögen – ganz am Rand in der Statisterie abspielen. Ein Häftling stolpert und wird von einem anderen Häftling gestützt, ein Aufseher schlägt beide und drängt sie auseinander. Das Ganze geschieht für den Bruchteil eines Augenblicks außerhalb der Schärfentiefe ganz am Rande des Bildes und wird doch von der Kadrage so in den Vordergrund gerückt, dass der Zuschauer es nicht übersehen kann. Die Beiläufigkeit, mit der sich in UNBROKEN in einer solchen und einigen ähnlichen Einstellungen immer wieder das Menschliche die Bahn durch strenge, geordnete Reihen von angetretenen Häftlingen, von Arbeitskolonnen und dergleichen, bricht, beeindruckt und berührt.

Aber auch in den primären Momenten des Films, der Befreiung durch die Alliierten etwa, die schwierige Art Abschied, die Zamperini zuletzt vom Lager nimmt, bricht immer wieder ein Talent für die kleinen Momente durch, die der Geschichte erst ihre eigentliche Größe geben können.

UNBROKEN ist kein perfekter Film, er überrascht kaum, erzählt über weite Strecken konventionell-solide seine Geschichte und steuert auf ein (auch in Unkenntnis der historischen Fakten) absehbares Ende zu. Aber er möchte eine gute Botschaft vermitteln. Und dies gelingt UNBROKEN gerade durch die kleinen Augenblicke, die wirklich treffen. Der Film sticht nicht aus dem Korpus anderer Kriegsgefangenen-Filme hervor, ist jedoch glücklicherweise weit vom abscheulichen HERZ AUS STAHL, dem anderen aktuellen Film über den Zweiten Weltkrieg, entfernt.

Unbroken im Heimkino

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