Filmszene aus The Tree of Life

The Tree of Life

Regie: Terrence Malick, Paul Atkins, Rebecca Fulton
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Brad Pitt, Sean Penn, Jessica Chastain, Hunter McCracken

Kinostart D:
Kinostart US: (FSK PG-13)
Originaltitel: The Tree of Life
Laufzeit: 2:18 Stunden
Filmposter: The Tree of Life

Filmkritik zu The Tree of Life

Benutzerbild von Phil
2.5/ 5 von

Die Geschichte rund um die Familie O’Brien ist nur ein Rahmenkonstrukt für ein visuelles Schauspiel voller Metaphern, die ihresgleichen suchen. Viel mehr ist der Film eine Auseinandersetzung mit der Schöpfung, dem Leben, dem Geist. Mag esoterisch klingen und zugegeben hat der Film einige Anwandlungen davon.

Der Film hat keine richtige Handlung und ist doch in einzelne Teile zumindest strukturiert. So startet der Film mit einem Flackern, aus dem Flackern wird ein Licht und aus dem Licht wird eine Explosion: Die Erde entsteht. Stehen am Anfang noch biblische Zitate mit existentiellen Fragen im Vordergrund, schweigt die Stimme bald und lässt den Zuschauer knapp eine halbe Stunde allein mit klassischer Musik, Bildern und Formen, die einem den Mund aufstehen lassen. Es kommt ein bisschen das Gefühl auf, als ob man in einer hochwertigen Naturdokumentation beiwohnen darf. Nur, dass das hier Gezeigte unkommentiert bleibt und seine Effekte aus Raum und Zeit komplett ohne Computeranimation auskommt. Der Zuschauer als Begleiter dessen, was ihn ausmacht – noch nie so gut inszeniert gesehen.

Ein Komet schlägt auf die Erde ein. Ein Flackern. Das erste Kind der O’Briens wird geboren.
Worte sind in diesem Film Schall und Rauch und zu Recht nur rar gesät. Der Film lebt durch seine Inszenierung, Blicke sprechen Bände, das Verhalten zeigt das Ungesehene. Immer wieder der Blick in die Natur und zum Himmel, ganz ohne Mensch. Es stellt sich die Frage, wohin sich der Film bewegt, doch der Film beantwortet die Frage nicht, er lässt den Zuschauer allein mit sich und der Antwort. Der Film will nicht führen, er will sich führen lassen. Beklemmend wirkt die mittelständische Spießigkeit und der Freiheitsdrang der Kinder, was auch einer großartigen Schauspielkunst aller Beteidigten geschuldet ist. Euphorisch wirkt es, wenn der Vater mal auf Geschäftsreise ist und beängstigend wirkt es, wenn die Kinder plötzlich nicht der Spießigkeit angehören wollen.
Alle Facetten des menschlichen Seins finden sich hier wieder und laden dank der auffällig ruhigen Inszenierung ein, Antworten zu finden.

Der Film steckt voller Metaphern, mehr, als man selbst beim ersten Mal sehen kann. Doch das kann man dem Film nicht besonders negativ anrechnen, denn er ist kein klassischer Kinofilm, er ist ein über zweistündiges Kunstwerk – über Inhalt und Aussage muss jeder selbst entscheiden Dennoch macht es das Zusehen nicht einfacher, wenn einzelne Szenen vordergründig zusammenhangslos gezeigt werden – Bild, Ton und Aussage mit sich selbst in Einklang zu bringen und dem Film noch folgen können: Auch ein kleines Kunstwerk.
Der Film polarisiert: Durch seinen fehlenden roten Faden, seine ruhige Inszenierung, Bildauswahl und teilweise lange Kameraeinstellung, ständig unterlegt von klassischer Musik und existentiellen Fragen hat der Film keinen klassischen Spannungsbogen (obwohl dezent jederzeit einer mitschwingt) und wirkt womöglich einschläfernd. Doch genau diese Argument kann (wenn nicht sogar: muss) man dem Film positiv anrechnen, denn das macht ihn aus und macht ihn zu einem Kunstwerk, das eben nicht typische Abendunterhaltung ist, sondern sperrig und kompliziert – man muss sich mit dem Film auseinandersetzen.

Es ist schwer, ein Fazit zu finden: Der Zugang zum Film gestaltet sich als durchaus hürdenreich, aber entlohnt auch abseits davon durch eine perfektionierte Komposition von Bild, Ton und Aussage. Für mich persönlich ist der komplette Zugang zu hürdenreich gewesen, jedoch sorgten Inszenierung und die verständlicheren Metaphern für ein dennoch rundes wie zutiefst entspannendes Filmerlebnis.

The Tree of Life im Heimkino

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