Filmszene aus Plac Zabaw

Plac Zabaw

Regie: Bartosz M. Kowalski
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Michalina Świstuń, Nicolas Przygoda, Przemysław Baliński, Patryk Świderski

Kinostart D:
Kinostart US:
Originaltitel: Plac Zabaw
Laufzeit: 1:21 Stunden
Filmposter: Plac Zabaw

Filmkritik zu Playground

Benutzerbild von Phil
5/ 5 von

Es ist sehr selten, dass vor einem Film der Verantwortliche der Vorführung auf die kleine Bühne vor der Leinwand tritt und vor dem Film warnt. Eine menschgewordene Triggerwarnung: Wer auf Gewalt gegen Kinder reagiere, dürfe den Saal verlassen und bekäme das Geld wieder.
Die Triggerwarnung ist sinnvoll.

Der Film unterteilt sich in vier Kapitel, von denen sich die ersten drei von den jungen Protagonisten handeln. Schon schnell merkt man, dass die Kinder in dysfunktionalen Familien leben, ihr Alltag dem gewohnten Geborgenen ziemlich entrückt ist. Doch auch ihr Umfeld, die Schule und das kleine Dorf wirken trist, gar langweilig. Unterstrichen wird das durch teils quälend lange Einstellungen.
Die Kinder versuchen, allein mit sich selbst, mit dem Leben und den sie umgebendenen Eindrücken umzugehen. Mit unangenehm nahen Aufnahmen durchbricht die Kamera die Comfort Zone des Zuschauers und drängt ihn in Bereiche, in die er sich nicht begeben möchte. In kleinen, unerwarteten, ja schon fast explosionsartigen Momenten bahnen sich Emotionen an die Oberfläche, die einen Blick auf das Innere der Kinder zulässt. Im Gegenzug zeigt der Film Szenen, die die Forderung nach Ordnung und äußerem Schein aufzeigen – und jedem Zuschaer wird in diesen teils surreal anmutenden Szenen klar, dass sich hier ein Spannungsfeld aufbaut, dessen Pole wohl kaum mehr auseinander liegen können.

Der Regisseur Bartosz M. Kowalski legt großen Wert darauf, das vierte Kapitel „Plac Zabaw“ (Spielplatz) nicht zu erwähnen und wirken zu lassen. Dabei ist es das emotional belastendste und sicherlich auch kontroverste Kapitel. Es ist ohne Einschränkungen verständlich, wenn der Film aufgrund dieses Kapitels verurteilt wird. Man fragt, ob so etwas verfilmt werden dürfe.
Der Film hat keine gute Seite, keine schöne Seite. Er ist trist, grau und grausam. Er hinterlässt einen mit einem selten so schmerzhaften Schlag in die Magenkuhle. Stellt man dann fest, dass gerade das vierte Kapitel auf wahren Begebenheiten beruht, so überkommt einen Abscheu und Ohnmacht

Es ist unumstritten, dass es im Film um Kinder mit psychischen Problemen geht. Aber der Film beantwortet nicht die Frage, ob die Ursache im Inneren der Kinder zu suchen ist oder ob es nicht ihr Umfeld ist, das sie in die krankhafte Entrückung trieb.
Vielleicht ist es genau diese Unsicherheit, die einen auch nach dem Abspann paralysiert im Sessel hinterlässt.

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