Filmszene aus Jack Reacher

Jack Reacher

Regie: Christopher McQuarrie, Paul Jennings, Eric Yellin, Steve Love, Jessica Lichtner, Marvel Wakefield, Deanna Leslie, Cliff Lanning, Rhys Summerhayes, David Kelley, Dixon McPhillips, Mikey Eberle, Walter E. Myal
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Tom Cruise, Rosamund Pike, Richard Jenkins, David Oyelowo

Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US:
Originaltitel: Jack Reacher
Laufzeit: 2:10 Stunden
Filmposter: Jack Reacher

Filmkritik zu Jack Reacher

Benutzerbild von andreas
4/ 5 von

Tom Cruise und Til Schweiger haben für mich eines gemein: beide finde ich – so wie sie sich in der Öffentlichkeit geben – sehr unsympathisch, aber verdammt noch mal: die treffen immer wieder den Nerv des Publikums. Zwar „nur“ den Nerv des Mainstream-Publikums, aber mit dem lässt sich ja dummerweise auch das meiste Geld verdienen.

So auch in „Jack Reacher“: mit einigen Bedenken ging ich in den Film. „Da will uns der Ober-Scientologe mal wieder zeigen, dass er mit seinen über 50 Jahren noch genauso agil ist wie in den guten alten ‚Top Gun’-Zeiten“, so und ähnlich klangen meine Zweifel. Doch kaum hatte der Film begonnen waren diese wie weggewischt. Mit einer spannend inszenierten Sequenz wird der Zuschauer gleich mitten rein geschmissen. 5 Minuten lang sieht man, wie der Scharfschütze seine Tat vorbereitet und kaltblütig umsetzt. Schon ist man gefesselt und geht den erdrückenden Beweisen gegen den vermeintlichen Täter ebenso auf den Leim wie die Fahnder. Doch dann steht go’old Tom in der Tür und alles wird gut. Tja, so einfach ist das manchmal.

Da der Film auf einer mehrteiligen Romanreihe des Briten Lee Child basiert, ist damit zu rechnen, dass da noch einige Filme folgen und „Jack Reacher“ nur der Beginn eines weiteren erfolgreichen Franchises ist. Da tut sich die Frage auf, ob Herr Curise mit der „Mission: Impossible“-Reihe nicht schon genug im Action-Genre herumwildert. Doch hier kommen wir zum großen Unterschied zur Ethan-Hunt-Reihe, der mich vollends mit „Jack Reacher“ ausgesöhnt hat: Jack Reacher ist anders.

Während bei „Mission: Impossible“ HighTech-Geheimdienste gegeneinander antreten und mit fantastischen Gadgets und imposanten Action-Sequenzen nur so um sich geschmissen wird, geht „Jack Reacher“ einen anderen Weg. Hier steht die Ermittlungsarbeit stark im Vordergrund. Hier werden Gespräche geführt, Informationen beschafft, Alibis überprüft und Vermutungen angestellt. Somit ist „Jack Reacher“ mehr dialoglastiger Thriller als Actionfilm – und das ist auch gut so.

Nicht nur die klare Abkehr von gigantischen Massen-Action-Szenen, sondern auch die Ausgestaltung des Charakters von Jack Reacher finde ich sehr gelungen „old school“. Reacher ist natürlich der höchstdekorierte Ex-Soldat der Armee ever, im Nahkampf eine echte Todesmaschine und auch als Schütze einer der allerbesten. Mit seinem Charme betört er sowohl Rechtsanwältinnen und kann mit seinem verschmitzen Lächeln auch jede Kellnerin in Sekundenschnelle für sich gewinnen. Natürlich ist das alles dezent „drüber“ über dem Normalen und weit entfernt von Authentizität; aber muss außer mir da vielleicht noch irgendjemand eine Parallele zum geliebten James Bond ziehen? Na eben. Dass er nicht Mr. Perfect ist merkt man spätestens in den wilden Verfolgungsjagden, in denen ihm sein Auto ein ums andere Mal unter dem Hintern wegrutscht.

Den Kult-Charakter der Bond-Serie wird Reacher wohl kaum erreichen, dafür ist das Sujet zu ausgelutscht, ähnliche Geschichten zu oft erzählt. Aber er unterscheidet sich doch erfrischend von all jenen Helden, die entweder zu platt daher kommen, oder die sich mit einer dunklen Seite herumärgern müssen. Jeder hat sein Kreuz zu tragen, schon klar, aber deswegen muss nicht jeder Held ein depressionsgeplagter Säufer sein. Reacher ist aalglatt, smooth und – ja – irgendwie cool, wenn nicht gar sympathisch.

Und auch wenn ich Herrn Cruise nach wie vor wegen seiner Wertevorstellungen nicht respektieren mag, mit „Jack Reacher“ hat er ein weiteres Mal einen sehr unterhaltsamen Film abgeliefert, der an den rechten Stellen spannend, an den rechten Stellen smart und an den rechten Stellen lustig ist (all meine Liebe geht an Robert Duvall als kauzigen Waffennarren). Und für die Verwegenheit für die Rolle des Oberschurken keinen geringeren als den Regisseur Werner Herzog (!!!) zu besetzen, müsste der Film eigentlich noch ein paar Sympathiesternchen extra bekommen. Das ist so großartig!

Kurzum: kein Film für die Ewigkeit, aber für zwei sehr gute Stunden mit packender Unterhaltung.

Jack Reacher im Heimkino

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