Filmszene aus District 9

District 9

Regie: Jacques Terblanche, Neill Blomkamp, Paul Grinder, David Norris, Vinca Cox, Terry Fletcher, Merrin Ruck, Robyn Grace, Ben Burden Smith, Zolani Phakade, Chris van Latum, Richard Green, Julian Botha, Joseph Malele, Chloe Forbes, Thabo Metsing
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Sharlto Copley, Jason Cope, Nathalie Boltt, Sylvaine Strike

Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: District 9
Laufzeit: 1:52 Stunden
Filmposter: District 9

Filmkritik zu District 9

Benutzerbild von andreas
4.5/ 5 von

Mein Wissen zu „District 9“ war schon sehr ambivalent: im Vorfeld habe ich jeden Trailer und jede Filmszene, die irgendwo geleaked wurde, aufgesogen wie ein Schwamm. Nur, um im Kino zu merken, dass ich über den Film absolut nichts wusste. Einzig das Setting war bekannt – und interessant. Eine Welt, in der gestrandete Flüchtlinge zwar geduldet, aber verachtet werden, ist nichts Neues. Dass es sich aber um Aliens handelt, die im Film von den Erdenbewohnern ganz selbstverständlich behandelt werden, fast als wären es ihresgleichen – das ist schon was Besonderes. Besonders interessant ist natürlich auch der Ansatz, die Lebensumstände in Johannesburg und dem District 9 in einer Art Dokumentarfilm zu beleuchten. Denn gerade der Dokumentarfilm genießt beim Publikum eine hohe Glaubwürdigkeit. Was der Dokumentarfilmer in Bildern einfängt, ist Realität. Und so hält uns Regisseur Neill Blomkamp zum ersten Mal den Spiegel vor, wenn die Welt von „District 9“ durch Wackelbilder und O-Töne von Augenzeugen und Wissenschaftlern so greifbar real gemacht wird.

So sorgen schon die Anfangs-Szenen dafür, dass mich „District 9“ voll in seinen Bann geschlagen hatte. Auf einmal sind Aliens keine allmächtigen Wesen, die in Hochglanz-Raumschiffen über die Erde düsen, sondern dreckige, heruntergekommene „Mitbewohner“, die ebenso wie manche Menschen ihren Spaß bei Alkohol und Prostituierten suchen. Ein gelungener Bruch mit den üblichen Klischees. Hauptdarsteller Sharlto Copley, der eigentlich niemals Schauspieler werden wollte, liefert mit seiner ersten Filmrolle, dem verbeamteten Wikus, hervorragende Arbeit ab. Anfangs wirkt er wie der Muster-Loser, der nicht nur von den Militärs nicht ernst genommen wird. Doch es braucht nicht lange, bis man diesen Otto-Normal-Menschen sympathisch findet und entsprechend mit ihm mitleidet.

Zuviel zur Story zu sagen, verbietet sich von selbst. Nur soviel: für mich persönlich waren die Geschehnisse in sich schlüssig und nachvollziehbar. Einzig zum Ende hin tendiert der Film für meinen Geschmack zu sehr in Richtung Action. Wenn man die fünf Minuten „Transformers – South African Edition“ abzieht, bleibt ein Film, der mich zu jeder Sekunde gut unterhalten hat.

Doch wer nur auf die bloße Handlung achtet und sich an Kampf-Szenen oder hervorragend gerenderten Aliens ergötzt, der verpasst hier eine deftige Schippe Sozialkritik. Nicht umsonst wirken die gestrandeten Aliens zu Beginn des Films ebenso verhungert und heruntergekommen wie jene nordafrikanischen Flüchtlinge, die tatsächlich an den Mittelmeerstränden von Spanien und Italien anlanden. Blomkamp gelingt eine ausgezeichnete Parabel, die sich nicht nur mit dem Umgang von Andersartigen auseinandersetzt, sondern auch Macht, Gier und Profitstreben in den Mittelpunkt stellt. Seine größte Leistung ist es jedoch, dem Außerirdischen Christopher im Lauf des Films eine solche Charaktertiefe zu geben, dass man mit ihm mitleidet, ja Sympathien für ihn entwickelt. Und so ist „District 9“ neben einem hervorragenden und außergewöhnlichen Science-Fiction-Film mit großem Hang zur Realität, eben auch der beste Alien-Mensch-Freundschaftsfilm seit „E.T.“ und „Enemy Mine“.

Benutzerbild von Phil
2.5/ 5 von

Ach, was habe ich mich auf den Film gefreut…

Die filmerische Umsetzung ist zwar kein Quantensprung, aber so noch nie gesehen. Der gesamte Anfang scheint wie der Zusammenschnitt einer Dokumentation im Stil von N24: Live-Bilder aus Pseudo-Newssendern wechseln sich mit Interviews Betroffener ab, zwischendurch sieht man Material aus Überwachungskameras oder gar Szenen, die in der Ecke mit „MNU – internal“ bezeichnet sind. Diese Zusammenstellung macht den Film irgendwie spannend. Zumindest in den ersten Minuten schaut man gespannt auf die echt gut umgesetzte Optik des Films.
Wenn aber das Militär das Lager stürmt -das ist kein Spoiler, sondern passiert in den ersten 10 Minuten-, dann wünscht man sich doch etwas Abwechslung, etwas mehr Tiefe. Stattdessen bleibt man auf einem Dokumentationsniveau, das hierzulande mit Toto&Harry zu vergleichen ist: Merkbar künstlich verwackelte Kamera, recht schlecht Dialoge und manchmal auch fernab jeglicher Vorstellungskraft – gerade für einen Film, der wie eine Doku wirken soll, ein Todesstoß.
Nach gefühlt zu langen 30 Minuten beginnt der Film endlich einen roten Faden zu gewinnen. Zwar kann man auf 10km im Voraus sehen, wo der Faden entlang läuft – aber auch Hänsel und Gretel freuten sich über jeden Brotkrumen auf dem Weg.

Der Film schlägt um in einen Actionfilm, der weit entfernt von irgendwelchem Dokustil ist. Stattdessen denkt man, Half Life 2 wurde realverfilmt, so sehen Umgebung und Soldaten aus. Auch die aus diesem Spiel bekannten Vortigaunts haben mit den Aliens zumindest eine grundsätzliche Ähnlichkeit. Kaum eine Minute vergeht, ohne dass irgendwie geballert wird. Schade, dass es aber die Story kaum voranbringt.
Grundsätzlich stecken in den letzten Sätzen zwei weitere Kritikpunkte: Einerseits ist die Ballerei zugegeben schon recht offensiv und der Film erhielt wohl nur die FSK 16, weil die explodierenden Köpfe aus 5 Metern Entfernung gefilmt wurden. Das spritzende Blut auf der Kameralinse muss dennoch sein. Leider punktet der Film auch durch eine Story kaum, denn abgesehen von einem recht dünnen Faden ist dieser auch noch recht vorausschaubar.
Natürlich sprechen die Aliens eine andere Sprache, soweit ok. Aber, wenn die untertitelte Sprache der Aliens teilweise geschichtsschwere Dialoge enthält, fällt es schwer, den Film, Untertitel und den Off-Erzähler parallel zu konsumieren. Irgendwas schägt immer fehl und so fehlt gefühlt irgendetwas. Noch spannender ist aber, dass die Aliens in der Synchro Deutsch verstehen: So gibt es kriminelle Jamaicaner (Stereotyp, ich hör dir trapsen), die von Jamaicanisch auf Englisch auf Deutsch übersetzen, um sich mit den Aliens zu unterhalten. Die Aliens antworten auf alienisch, was aber wiederum jeder Mensch versteht. Merkt ighr die gewisse Wissenslücke, die ungefüllt bleibt? Davon gibt es viele, man kann eine Liste geadezu unendlich weiterführen, in der Mitte steht aber immer eine Frage: „Warum?“

Wer auf Half Life 2 vs. Alien vs. Mech Warrior vs. düstere „Zukunftsvision“ von 2002 steht, für den ist der Film vielleicht tatsächlich was.
Mich persönlich hat der Film ziemlich enttäuscht. Zu wenig Story, zu wenig aus den wirklich perfekt umgesetzten Aliens gemacht.
In der Summe habe ich mich an einen teuer und gut produzierten B- bis C-Movie erinnert: Platte Story, irgendwie auch ziemlich hanebüchen, aber verdammt gut umgesetzt.

Durchschnittliche Wertung: 1.25/5, basierend auf 2 Bewertungen.

District 9 im Heimkino

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