Filmszene aus Die Höhle der vergessenen Träume

Die Höhle der vergessenen Träume

Regie: Werner Herzog
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Werner Herzog, Dominique Baffier, Jean Clottes, Jean-Michel Geneste

Kinostart D:
Kinostart US: (FSK G)
Originaltitel: Cave of Forgotten Dreams
Laufzeit: 1:30 Stunden
Filmposter: Die Höhle der vergessenen Träume

Filmkritik zu Die Höhle der vergessenen Träume

Benutzerbild von Lars
4/ 5 von

Die Chauvet-Höhle befindet sich in Südfrankreich und zählt zu den wichtigsten Monumenten steinzeitlicher Höhlenmalerei. Der Eintritt ist jedoch auf wenige Forscher beschränkt, damit nicht der Atem vieler Touristen Pilzbefall an den kostbaren Wänden begünstigt. Werner Herzog hat die einmalige Gelegenheit, eine Woche lang für wenige Stunden mit einem kleinen Team in der Höhle filmen zu dürfen. Zusammen mit Kameramann Peter Zeitlinger, der bereits zum 13. Mal mit Herzog arbeitet, und nur zwei weiteren Assistenten begeben sie sich auf eine Reise in die Anfänge menschlicher Kultur.

Dass ein Dokumentarfilm von Werner Herzog nicht die gewöhnliche, langweilige Wiedergabe von Fakten und schönen Bildern ist, sieht man schon an seinen früheren Beispielen in diesem Genre. Die Ästhetik des Films und der persönliche Eindruck stehen im Vordergrund, die wissenschaftliche Erkenntnis ist eher eine kleine Beigabe. Auf dem Weg durch die Höhle lernen wir vor allem die schweifenden Gedanken des Regisseurs kennen. Nur in den wenigen eingestreuten Interviews erhalten wir ein Grundlagenwissen zur Forschung in der Höhle.

Der Film ist dabei nie langweilig und packt auch Zuschauer, die sich für das Thema als solches nicht interessieren. Statt einer Abhandlung über Höhlenmenschen, stellt Werner Herzog sich die Frage nach den Anfängen der menschlichen Kultur. Was dachten die Künstler dieser Bilder, als sie sie gemalt haben? Was stellen sie dar, welche Gefühle sind in den Zeichnungen verborgen? Welche Träume?

Antworten liefert der Film darauf zumeist nicht – doch das macht nichts. Es ist kein Film über Höhlenmalerei, es ist ein Film über Werner Herzogs Faszination für die Unerreichbarkeit dieser längst vergangenen Form von Zivilisation, für die Entwicklung menschlicher Kunst und Kultur und die Zusammenhänge beider Aspekte.

Dabei werden mitunter auch exzentrische Charaktere interviewt: ein Parfümeur, der durch Wälder läuft und nach Luftzügen aus der Erde schnüffelt, um dadurch noch unentdeckte Höhlen zu finden, oder ein „Experimental-Historiker“, der in Fellmantel und Lederschuhe gehüllt auf der Replik einer steinzeitlichen Flöte die Nationalhymne der USA spielt.

Über den wissenschaftlichen Wert des Films mag man sich streiten, über den ästhetischen gibt es jedoch keinen Zweifel: Die unter widrigsten Bedingungen in 3D gefilmten Bilder sind atemberaubend. Die Kulisse der Wände, jede Rundung, jeder Riss, jeder Kratzer – alles trägt zur mystischen Atmosphäre der Zeichnungen bei, die sich unter dem spärlichen Licht weniger Hand-Strahler beinahe zu bewegen scheinen. Zu dieser großartigen Kamera-Arbeit von Peter Zeitlinger die einzigartige Erzähl-Stimme von Werner Herzog und ein Soundtrack mit stimmungsvollen Instrumentalstücken runden das Erlebnis ab und übertragen die Faszination auf den Zuschauer. Ein spektakulärer Film und einer der ganz wenigen, für die sich die 3D-Variante absolut lohnt.

Die Höhle der vergessenen Träume im Heimkino

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
0
Uns interessiert deine Meinung - schreib sie in die Kommentare!x