Filmszene aus 28 Weeks Later

28 Weeks Later

Regie: Juan Carlos Fresnadillo, Tamana Bleasdale, Marinella Setti, Toby Ford
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Robert Carlyle, Rose Byrne, Jeremy Renner, Harold Perrineau

Kinostart D: (FSK 18)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: 28 Weeks Later
Laufzeit: 1:40 Stunden
Filmposter: 28 Weeks Later

Filmkritik zu 28 Weeks Later

Benutzerbild von andreas
4/ 5 von

Während die englische Fachpresse voll des Lobes war, zeigte sich das deutsche Publikum nach der ersten Aufführung wesentlich skeptischer. Bemängelt wurden vor allem einige Logikfehler, unsinnige Handlungen und der teilweise Verzicht auf Realitätsnähe. Doch gerade in diesem Punkt muss ich widersprechen. Zwar bieten die kritisierten Punkte tatsächlich eine große Angriffsfläche (genauere Details ersparen wir der Spoiler-Freiheit wegen), aber im großen und ganzen zeichnet der Film meiner Meinung nach schon ein sehr realitätsnahes Bild eines zusammengebrochenen England.

Luftaufnahmen von menschenleeren Londoner Straßenschluchten wirken ebenso bedrückend wie US-Panzer in der Nähe bekannter Wahrzeichen. In Sachen atmosphärische Dichte braucht „28 Weeks Later“ sich nicht hinter dem ebenso futuristisch-morbiden London aus „Children Of Men“ zu verstecken. Und hier sind wir auch schon bei dem Punkt, der mir an diesem Film eine ganze Menge Spaß gemacht hat: alles wirkt ziemlich echt. In vielen Situationen dachte ich mir „Genau so könnte es ablaufen.“ Neuankömmlinge wandern auf eine Quarantäne-Station, die nicht futuristisch, sondern real aussieht. Die Umsetzung von „Code Red“ wird in ihrer ganzen Konsequenz detailliert gezeigt – inklusive Sniper-Angriffen auf Hilflose, Napalm-Bombardements und Giftgaswolken rund um Piccadilly Circus. Auch wenn die Hintergrundgeschichte eines Killer-Virus mit Tollwut-Charakter etwas weit hergeholt ist: die Reaktionen auf den Ausbruch einer Seuche wirken real und sorgen für den besonderen Thrill.

Kameratechnisch ist die ganze Hatz sehr gut in Szene gesetzt. Von vielen bemängelt, von mir gelobt: in wirklich actiongeladenen Szenen, in denen die Infizierten wüten, bekommen wir meist nur unscharfe Handkamera-Bilder zu sehen. Ich für meinen Teil finde es gut, dass hier nicht wie etwa in „Hostel“ oder „Saw“ knallhart draufgehalten wird, sondern man das Grauen meist nur aus dem Augenwinkel sieht und sich den Rest selbst denken kann. Blut fließt zudem zuhauf, so dass die barbarischen Angriffe doch gut in Szene gesetzt sind. Außerdem gibt es einige Szenen, in denen der Zuschauer praktisch durch das Zielfernrohr eines Snipers oder durch ein Nachtsichtgerät schaut. Interessante Einstellungen, die dem Film sehr dienlich sind.

Schauspielerisch wird dem Cast nicht wirklich Großes abverlangt, entsprechend sollte man keine Heldentaten erwarten. Die beiden Teens füllen ihre Rolle zwar aus, Zeit für Tiefgang oder gar charakterliche Entwicklung bleibt jedoch nicht. Auch die anderen Charaktere sind halt da, aber nicht wirklich präsent. Einzig Robert Carlyle hat einige wirklich gute Szenen. Sei es drum: in einem Action-Reißer wie diesem erwarte ich keinen furios aufspielenden Sean Connery.

Untermalt wird das ganze Endzeit-Epos von einem düsteren Soundtrack, der von Muse beigesteuert wurde. Ich meine mich jedoch zu erinnern, dass die musikalische Untermalung in der englischen Version etwas auffälliger und abwechslungsreicher war (der „Soundtrack“ zum Trailer war furios, fehlt aber leider im Film selbst).

Wer über kleine Logikfehler hinwegsehen kann und sich gerne auf ein in seiner Gesamtheit durchaus vorstellbares „Was passiert, wenn…“-Szenario einlässt, der bekommt mit „28 Weeks Later“ einen Film, der atmosphärisch sehr dicht ist und viele Spannungsmomente birgt. Meinem Empfinden nach war er besser als der erste Teil, welcher zum Ende hin deutlich abgeflacht ist.

28 Weeks Later im Heimkino

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