Filmszene aus 2:37 - Two Thirty Seven

2:37 - Two Thirty Seven

Regie: Murali K. Thalluri, Nick Selth
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Teresa Palmer, Frank Sweet, Sam Harris, Charles Baird

Kinostart D: (FSK 16)
Kinostart US: (FSK R)
Originaltitel: 2:37
Laufzeit: 1:35 Stunden
Filmposter: 2:37 - Two Thirty Seven

Filmkritik zu 2:37 – Two Thirty Seven

Benutzerbild von andreas
4.5/ 5 von

Auch einen Tag nachdem ich diesen Film gesehen habe, wirkt er sehr stark in mir nach. Während das Drama bei vielen anderen Besuchern sehr schlecht angekommen ist, hat es mich komplett vereinnahmt. Zugegeben: der Film geizt tatsächlich mit Handlung, zeigt er doch mehr oder weniger über weite Strecken einen normalen Highschool-Alltag mit seinen Höhen und Tiefen. Doch genau das gibt dem Film einen besonderen Reiz: der Kontrast zwischen oberflächlicher „heiler Welt“ und tatsächlichem „größten Seelenleid“. Die Probleme der einzelnen Schüler bleiben der Außenwelt großteils verborgen. Lehrer finden in diesem Film gar nicht statt, was die Frage erlaubt „Welche Rolle können Lehrer in solchen Situationen eigentlich spielen? Können sie überhaupt die Probleme ihrer Schüler erahnen, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden?“. Die Antwort ist deprimierend, aber eindringlich. Das Ende hinterließ bei mir einen dicken Kloß im Hals und ungeweinte Tränen, Ratlosigkeit. Die Story kann ganz schön runterziehen, nichtsdestotrotz – oder gerade deswegen – ist es wichtig sich mit den Sichtweisen und Problemen anderer Menschen auseinanderzusetzen. Sich in sie hineinzuversetzen.

Hier setzt auch mein einziger Kritikpunkt am Film an: für einen überraschten Sneak-Besucher wie mich war es schwer sich erst mal mit der Erzählweise des Films anzufreunden. Nach einem ersten „Hier passiert ja nix“ der ersten 15 Minuten nach dem gezeigten Selbstmord-Versuch wurde aber schnell klar, dass hier doch eine ganze Menge passiert – nur eben ohne, dass es sich in eine Schlag-auf-Schlag-Handlung entlädt. Nun, da ich weiß wie ich diesen Film zu sehen habe, auf was ich mich einzustellen habe, würde ich auch den Anfang mit anderen Augen sehen. Es gibt eben auch Filme, die durchaus mal von ihren Längen profitieren können, geben sie doch Gelegenheit, die Charaktere besser herauszuarbeiten. Der Soundtrack tut sein übriges, um die morbide Stimmung zu betonen.

Handwerklich ist der Film gut gemacht: das durchweg unbekannte australische Jungschauspieler-Ensemble wirkt sehr glaubwürdig und stimmig besetzt. Interessant für mich vor allem der Erzählstil: ähnlich dem ziemlich genialen „11:14“ sehen wir verschiedene Sachverhalte häufig aus mehreren Perspektiven. Eine Schülerin, die in der vorigen Einstellung nur durch das Bild gehuscht ist, ist wenige Minuten später in genau jener Einstellung die Hauptperson. So etwas liebe ich sowieso! Auch sonst greift der Film kameratechnisch in die Trickkiste der unaufdringlichen Effekte: zwischen einzelnen Szenen sehen wir die Gesichter der Hauptpersonen leinwandfüllend in intensiven Interview-Sequenzen; an anderer Stelle sehen wir eine minutenlange Kamerafahrt ohne einen einzigen Schnitt („Children Of Men“ lässt grüßen).

Klar, dieser Film ist nicht jedermanns Geschmack und wird in den Kinos ziemlich untergehen. Wer jedoch neben dem üblichen Popcorn-Kino auch gern mal einen Problemfilm sieht und sich dann auch noch auf Erzählweise und Handlung einlassen kann, der kann hier ein echtes Juwel entdecken. Einen Film, der einen wirklich „bei den Eiern packt“ und kräftig durchschüttelt. Denk-Kino vom Feinsten, das tief unter die Haut geht.

2:37 - Two Thirty Seven im Heimkino

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