Filmszene aus Quellen des Lebens

Quellen des Lebens

Regie: Oskar Roehler
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Jürgen Vogel, Meret Becker, Moritz Bleibtreu, Lavinia Wilson

Kinostart D: (FSK 12)
Originaltitel: Quellen des Lebens
Laufzeit: 2:53 Stunden
Filmposter: Quellen des Lebens

Filmkritik zu Quellen des Lebens

Benutzerbild von andreas
3.5/ 5 von

Puh, das klingt nach ganz schön viel Holz, oder? Kein Wunder, dass der Film mit einer Laufzeit von mehr als 2,5 Stunden den üblichen Rahmen sprengt. Aber dafür, dass er tatsächlich drei Lebensgeschichten anreißt und den Verlauf zwischen 1949 und den 70er Jahren abdeckt, wirkt er selten gehetzt. Natürlich gibt es hier und da mal einige Zeitsprünge, diese wirken aber nicht wie ein kompletter Bruch in der Handlung. Alles in allem werden aber die wichtigsten Abzweigungen der dargestellten Lebenswege gezeigt, ohne dass man das Gefühl hat, dass sie auf einer Checkliste abgehakt werden, um schnell zum nächsten Punkt zu kommen.

Was den Film für mich vor allem auszeichnet ist das hervorragende Spiel aller Beteiligten. Jürgen Vogel gibt einen sehr authentischen Kriegsheimkehrer, bei dem die Jahre in Gefangenschaft deutliche Narben auf der Seele hinterlassen haben. Meret Becker glänzt als seine Frau, die ihm in all den Jahren treu ergeben ist und ihre eigenen Interessen zurückschraubt. Moritz Bleibtreu nimmt man den impulsiven Egozentriker gerne ab, der mit seinen schreiberischen Qualitäten hadert. Lavinia Wilson erscheint als das aufgedrehte Mädchen, in das sich die Männer reihenweise verlieben und nimmt dann im Lauf des Films eine zwar ungewöhnliche, aber durchaus glaubwürdige Verwandlung an. Thomas Heinze ist in seiner Rolle als erkonservativer Geldadel ein ebensolches Highlight wie seine Filmfrau Karoline Teska, die oftmals die dünne Linie zum Wahnsinn überschritten zu haben scheint.

Dass der Film bei mir trotz all der positiven Eindrücke keine Bestnote bekommt, liegt an der Tatsache, dass er sein Hauptaugenmerk meiner Meinung nach auf den uninteressantesten Charakter legt: den Sohn. Grund dafür ist sicherlich, dass der Film eine wahre Lebensgeschichte erzählt, nämlich die von Regisseur Oskar Roehler. Gern hätte ich mehr gesehen wie der Kriegsheimkehrer Erich wieder versucht Fuß zu fassen in einem Nachkriegsdeutschland, das eindeutig nicht auf seine Heimkehr gewartet hat. Auch aus der Beziehung zwischen einem verzweifelten Schriftsteller und seiner weitaus begabteren Frau hätte man vermutlich noch mehr herausholen können. Stattdessen verbringt der Film meiner Meinung nach zu viel Zeit damit das im Vergleich eher belanglos wirkende Internatsleben und „die Leiden des jungen Robert“ in Sachen Liebe zu beleuchten. Gerade im letzten Drittel, das seinen Fokus auf Robert legt, verkommt der Film doch ein wenig zum Jugenddrama a la „Crazy“. Eine Wendung, die ich so nicht vermutet hätte. Dass dann auch noch Wilson Gonzalez Ochsenknecht einen wilden Rebellen gibt, auf dessen Motoradsozius sich die blonden Miezen lasziv räkeln, gibt dem Film dann eine (vermutlich unfreiwillige) Komik, die nicht in das eher ernste Gesamtbild passen will.

Davon abgesehen bietet der Film von seiner Atmosphäre her einen guten Überblick über die ersten 30 Nachkriegsjahre. Die noch etwas trostlose Stimmung 1949 wird ebenso gut nachvollziehbar wie die hoffnungsvollen 50er Jahre, die rebellischen 60er und die love-and-peace-igen 70er. Vor allem auch die Ausstattung der jeweiligen Zeiten wirkte auf mich sehr gelungen, egal ob Kleidung, Mobiliar oder andere Kleinigkeiten.

Und so kann ich den Film, der im Kino komplett an mir vorbei gerauscht ist, durchaus empfehlen. Diese zweieinhalb Stunden waren alles andere als verschwendete Zeit.

Quellen des Lebens im Heimkino

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