Filmszene aus Nichts zu verzollen

Nichts zu verzollen

Regie: Dany Boon
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Benoît Poelvoorde, Dany Boon, Julie Bernard, Christel Pedrinelli

Kinostart D: (FSK 12)
Kinostart US:
Originaltitel: Rien à déclarer
Laufzeit: 1:47 Stunden
Filmposter: Nichts zu verzollen

Filmkritik zu Nichts zu verzollen

Benutzerbild von Phil
2.5/ 5 von

Danny Boon kennt man schon aus „Willkommen bei den Sch’tis“, wo er in herzlichst augenzwinkernder Art den Pseudohass zwischen Nord- und Südfrankreich aufs Korn nimmt. Nun geht es um die nicht minder spaßhafte Auseinandersetzung zwischen zwei Nationen.
Doch der Spaß bleibt einem immer wieder im Halse stecken, wenn Ruben an der Grenze wüste Beschimpfungen äußert, ständig seine Waffe zieht und „Freeze!“ krakeelt oder Grenzüberquerer mit dem Fuß auf dem Boden fixiert. Natürlich soll dies den nationalen Wahn Rubens darstellen, doch leider schiesst die Rolle übers Ziel hinaus. Womöglich sind wir Deutschen hier immer noch gebrannte Kinder. Der französischer Humor unterscheidet sich manchmal eben doch von dem deutschen. Einzig die Nachtszene von Ruben mit seinem Sohn, wo sich Ruben für die Vergrößerung Belgiens einsetzt, ist lustig und süß zugleich. Doch solche Szenen vermisst man, wenn man mit dem garstigen Franzosen-Nazi warm werden soll…

Sicher: Wie schon bei den Sch’tis lebt auch „Nichts zu verzollen“ von den ziemlich grotesken, aber eigentlich durch und durch liebenswürdigen Charakteren. Die gibt es hier auch wieder, ohne Frage. Doch es fehlt der Zauber, den die Sch’tis über Frankreich brachten und der dafür sorgte, dass der Film auch hier in Deutschland ein halbes Jahr im Kino lief.
Viel zu oberflächlich sind sind so manche ernste Themen und viel zu selten sind skurrile Szenen der Situationskomik zu finden. Und diese kennt man auch aus dem Trailer – was sie aber immerhin nicht minder lustig macht. Auch fehlen solche Szenen wie die Kirchenmusikszene oder die Inszenierung eines ganzen Lodder-Dorfs, wie man es von den Sch’tis kennt. Von solchen Szenen spricht man heute noch – bei „Nicht zu verzollen“ fielen mir spontan keine solche erinnerungswürdigen Szenen ein.

Zuletzt hat der Film zwei Handlungsstränge zu viel aufgemacht: Die Drogenkuriere wissen mit teils erschreckend deutscher (und damit tendenziell schlechter) Komik zu „überzeugen“, auch das Schicksal des „No Name Land“s ist nicht tief genug, dafür strunzdumm dargestellt und zusammen bilden die Stränge ein verzichtbares Filmpaket.
Etwas mehr Fokus auf die Beziehung von Ruben, Louise und Mathias hätte dem Film besser getan und dem Grundthema der Auseinandersetzung von zwei mal mehr, mal weniger verfeindeten Nationen mehr Freiraum zur Entfaltung gegeben. So wäre so mancher Sinneswandel plausibler, weil weniger spontan geschehen.

Am Ende bleibt ein Mittelmaß, das sicherlich nicht wehtut, in manchen Szenen auch zum lauten Lachen animiert. Aber viel zu schnell ist die Komik hinüber und die Durststrecken sind lang. Zwar ist die Story nie langweilig, jedoch muss der Film sich einfach an den Sch’tis messen lassen, wenn er damit auch kräftig beworben wird. Und Danny Boon kann leider nicht an existente Erfolge anknüpfen. Für einen netten DVD-Abend vielleicht ganz ok.
Wobei: Lieber noch ein drittes Mal „Willkommen bei den Sch’tis“ einlegen. Bescher ischts.

Nichts zu verzollen im Heimkino

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