Henry VIII

Regie: Kevin Billington
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Tony Church, John Stride, Julian Glover, Jeremy Kemp

Kinostart D:
Originaltitel: Henry VIII
Laufzeit: 2:46 Stunden
Filmposter: Henry VIII

Filmkritik zu Henry VIII

Benutzerbild von Schindler
2/ 5 von

Der Film hat exzellente Schauspieler und dafür, dass es eine Fernsehproduktion ist, erstaunlich gute Kostüme und Kulissen. Vermutlich tut er sich einen Gefallen damit, sich in weiten Teilen auf Szenen in Henrys Palast und anderen Innenschauplätzen zu beschränken und auf die Darstellung von Schlachten beinahe vollständig zu verzichten und das Geld an anderer Stelle zu investieren. So gelingt es, dass man von einigen rollenden Köpfen abgesehen zumindest keinen Gedanken daran verwendet, dass das Budget sicherlich knapp bemessen war und sicherlich zu weiten Teilen in die Schauspielergagen geflossen ist. Auch die Filmmusik ist angenehm unaufdringlich, aber wirksam und die Kameraführung für einen kleinen Bildschirm hervorragend.

Dennoch ist Henry VIII kein guter Film. Und das liegt vor allem daran, dass er sich für seine Laufzeit zu viel vorgenommen hat. Gesendet wurde er 2003 im TV als Zweiteiler und als solcher ist er nun auch auf DVD erschienen. Schon im ersten Teil, in dem die Geschichte der schwierigen Scheidung von Henrys erster Frau Katharina erzählt wird zugunsten der intriganten, aber hübschen Anne Bolyen, in die der Monarch so sehr verliebt ist, dass er sich exkomunizieren lässt und eine eigene Kirche gründet, wirkt der Film gehetzt. Muss doch der Weg zur Ehe mitsamt allen politischen Problemen in nur sechzig Minuten erzählt werden, damit dann immerhin noch zwanzig Minuten bleiben um die Entfremdung zwischen den Liebenden, die Geburt einer Tochter, eine Totgeburt und die Intrige um Anne Bolyen loszuwerden und den Vorwurf des Inzest zu zeigen. Für die Verhandlung und Hinrichtung bleiben dann immerhin wieder großzügige zehn Minuten, wo fast soetwas wie Emotionen aufkommen könnten.
Ist dies beim ersten Film schon unangenehm, wird es mit den vier Frauen und der großen Revolte wegen der Klösterschändung, die in Teil 2 abgehandelt werden müssen, beinahe unerträglich. Man hat das Gefühl im Minutentakt neue Intrigen zu hören, die Menschen fallen und steigen in der Gunst des Königs, dass man kaum folgen kann, geschweige denn verstehen warum. Die fünfte Frau, die ihn eben noch zu lieben verspricht, betrügt ihn kaum zwei Minuten später. Der vierten Frau Henrys werden ganze 2 Minuten Screentime gegönnt.
Dabei wird sich sogar Mühe gegeben die Ruhe zu bewahren, es gibt Momente, in dem wir den König nur Laufen sehen oder ein nettes Gespräch führen. Aber man hat sich hier einfach inhaltlich zu viel vorgenommen – und da kann weder ein guter Regisseur, ein guter Dialogautor, ein guter Hauptdarsteller oder eine der vielen guten Nebendarstellerinnen viel gegen tun. Und so bleibt vor allem Geschichte im Schnelldurchlauf zum Wiederauffrischen von lückenhaftem Bruchstückwissen.

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