Filmszene aus Die Hüter des Lichts

Die Hüter des Lichts

Regie: Peter Ramsey, Kendra Vander Vliet
Drehbuch:
Schauspieler*innen: Chris Pine, Alec Baldwin, Jude Law, Isla Fisher

Kinostart D: (FSK 6)
Kinostart US: (FSK PG)
Originaltitel: Rise of the Guardians
Laufzeit: 1:33 Stunden
Filmposter: Die Hüter des Lichts

Filmkritik zu Die Hüter des Lichts

Benutzerbild von Phil
4.5/ 5 von

Zugegeben: Ein tätowierter Weihnachtsmann mit russischem Akzent oder ein grimmiger Osterhase mit zwei Bumerangs sind nun nicht gerade die Abbilder unserer Kindheit. Aber es dauert nicht lang, bis man sich an diese Charaktere gewöhnt hat und -verdammt ja- es passt.
Zwar sind die Figuren unserer Kindheit relativ freundlich, aber wenn es sein muss, können sie auch ziemlich bissig werden. Und dieser Spagat ist entgegen meiner Erwartung gut gelungen.

Am Besten lässt sich der Film wohl als modernes Märchen bezeichnen. „Die Hüter des Lichts“ greift viele verschiedene Themen unserer Kindheit auf und verwendet sie in einer Weise, die nicht kitschig ist, sondern schlicht schön: Woher das Nordlicht kommt wird genau so geklärt wie die Mythen rund um Yetis. Wie sieht es beim Osterhasen aus? Was macht die Zahnfee eigentlich mit den ganzen Zähnen? All diese Fragen werden eher nebenbei aufgegriffen und liebevoll erklärt.
Dass ein Weihnachtsmann auch mal böse sein kann, zeigt der Film sehr eindeutig, aber es passt einfach: Der Weihnachtsmann setzt sich für die Kinder, gute Träume und den Glauben an die Hüter des Lichts ein. Und wenn da ein schwarzer Mann kommt, müssen auch mal andere Saiten aufgezogen werden. Und so passiert es nicht nur einmal, dass der Weihnachtsmann auf einmal mit zwei Schwertern in den Händen gegen die dunklen Schattenpferde kämpft. Auch, wenn der Eindruck entstehen mag, dass sich dadurch die Figuren des Weihnachtsmanns, des Osterhasen oder des Sandmanns an Glaubwürdigkeit verlieren würden, ist das genaue Gegenteil der Fall: Sie sind für uns da, wenn wir sie brauchen.
Für mich die Lieblingsfigur ist der Sandmann, der ständig stumm nur mit Symbolen über den Kopf kommuniziert und scheinbar der Stärkste der Truppe ist. Sein sanfter wie auch sein kampffreudiger Auftritt sind einfach atemberaubend schön animiert und sein Charakter ist einfach knuffig. Doch auch der Osterhase, den alles und jeden „Keule“ nennt, schließlich sich schnell in aller Leute Herzen. Dem Weihnachtsmann steht ziemlich schnell sein räudiges Auftreten mit sanftem Inneren und über die grazile Zahnfee brauchen wir gar nicht zu sprechen: Das Glänzen in ihren Augen reisst einen mit.

Auf der technischen Seite könnte man nun die nicht topmoderne Animationstechnik bemängeln: Viele Charaktere sehen aus, als ob sie einer Final Fantasy-Animation entsprungen wären. Auch ist der Detailreichtum nicht auf dem höchsten Level, aber es stellt sich doch die Frage, ob es für einen guten Film auch die allerbeste Animationstechnik benötigt. Solange die Geschichte und die Erzählweise stimmen, kann jeder guten Gewissens auf das letzte Quentchen Animationstechnik verzichten. Und deswegen ist dem Film kein Strick daraus zu drehen, dass er animationstechnisch nicht mit einem Pixar-Werk mithalten kann.

„Die Hüter des Lichts“ ist wirklich ein Film, für den der Begriff „Märchen“ erfunden werden müsste, wenn es ihn nicht schon gäbe: Für Kinder gibt es einen Film, in dem bekannte Gesichter zeigen, dass wir uns auf sie verlassen können, und in dem es Einblicke in die geheimnisvolle Welt von Osterhasen, Weihnachtsmann und Zahnfee gibt. Für die Erwachsenen ein schön animierter Film, der unsere Helden der Kindheit mal in einem anderen Licht zeigt: Nicht zu actionlastig, nicht zu kitschig, genau den Mittelweg getroffen.
Ein unerwartet gutes Stück Animationskunst, das nicht durch state-of-the-art-Animationen brilliert, sondern durch ausgefeilte Charaktere und eine liebevolle Geschichte.

Die Hüter des Lichts im Heimkino

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